Schule fördert, wenn sie nicht fordert

betr.: „Flower-Power-Schulen aus aller Welt …“, taz (Bildung) vom 3. 8. 05

Was versteht die taz unter Kuschelpädagogik, was versteht der/die LeserIn darunter? Das hat doch für die meisten schon den Beigeschmack von Laisser-faire, Grenzenlosigkeit. Und wer die umfangreiche Literatur der Menschen liest, welche an demokratischen Schulen arbeiten, dort zur Schule gingen oder dem Leben dieser Schulen beiwohnen konnten, wird erkennen, das hat nichts mit Kuschelpädagogik zu tun. Nicht dass dort nie gekuschelt würde, das gehört schließlich zum Leben dazu, wo es passt.

An diesen Schulen begegnen sich die Menschen, egal wie alt sie sind, eher mit Achtung füreinander. Das zu würdigen scheint mir wichtiger. Warum haben so wenig Menschen das Wissen oder die Erfahrung, dass Kinder sich freiwillig anstrengen können und nicht motiviert werden müssen in einer offenen Umwelt. Warum wissen so wenig Menschen, dass eine Schule Kinder fördert, wenn sie nicht fordert. Jeder ist frei, sich dieses Wissen und diese Erfahrungen zu holen. Ich bin Mutter zukünftiger Sudbury-Schüler und wünsche mir, mehr Menschen würden von solchen Wissensangeboten Gebrauch machen, denn Unwissenheit macht unsicher und fördert Intoleranz und Verachtung. ANGELA PFAU, Leipzig

Ganz   andere   Feinde

betr.: „Von Merkel nichts zu befürchten“, Kommentar von Ulrike Winkelmann, „Seht her, er ist wer!“, Kommentar von David Denk, taz vom 3. 8. 05

Den „armen Schweinen“, die in Münster und Berlin von gut verdienenden Sozialrichtern darauf hingewiesen wurden, dass man mit weniger als 300 Euro im Monat ein menschenwürdiges Leben führen (müssen)!) kann, widmet die taz erfreulicherweise immer mal wieder einen Meinungsbeitrag. Ulrike Winkelmanns zustimmungswürdigen Kommentar noch im Kopf, blättert man um und vertieft sich drei Seiten weiter in David Denks Stellungnahme zur staatlichen Gewährung von Personenschutzmaßnahmen für Oskar Lafontaine. Man liest und liest, und langsam steigt Wut in einem auf, weil hier eben jenen „armen Schweinen“ der Marsch geblasen wird, deren Schicksale den Berliner Altparteien-Koalitionären scheißegal sind.

Den Egomanen Lafontaine zu verhohnepipeln, gibt David Denk vor, dabei macht er sich nur über die Hartz-IV-Geschädigten lustig. Die sind nämlich nicht nur arm, sondern zudem noch zu blöd, um die wahren Absichten ihres Idols zu durchschauen. Und dann noch das total hinkende Gegenbeispiel Jürgen Trittin, das Denk ins Feld führt. Natürlich kann der Minister ohne Bodyguards in der Hauptstadt flanieren. Der Mann hat ja auch ganz andere Feinde. Die Helmut Markworts wenden doch keine körperliche Gewalt an.

UWE TÜNNERMANN, Lemgo

Wie ignorant muss man eigentlich sein, wenn man Opfern politischer Gewalt empfiehlt, doch lieber auf Personenschutz zu verzichten, da man eh nichts verhindern könne. Leider hat das ungeschützte Bummeln à la Denk ja schon zahlreiche Leben gefordert, zuletzt Anna Lindh in Schweden. Und ein kleiner Blick in die (west-)deutsche Geschichte würde genügen, um festzustellen, dass bevorzugt durch die Rechtspresse aufgeputschte Idioten deren Geschäfte erledigen, so auch im Falle Rudi Dutschke. Die Hetze gegen Lafontaine hat schon angefangen („Hassprediger etc.“) und wird sicherlich im Wahlkampf noch zunehmen.

Ein Schutz für Leib und Leben ist daher schlicht notwendig, allerdings ist die vom Saarland genehmigte Sparversion (Personenschutz light) völlig unzureichend. PETER RIEDE, Saarbrücken