Allianz-Versicherung verdoppelt ihren Gewinn

Hohe Nachfrage nach Altersversorgung und Geldanlage. Ist die Stellenreduzierung in der Branche zu Ende?

HAMBURG taz ■ Mit den Bilanzen der Sicherheitsverkäufer geht es bergauf. Die Sparwelle in der Versicherungswirtschaft ebbt ab und der Höhepunkt des Stellenabbaus ist überschritten. Unterstützt wird der neue Optimismus von der Allianz, die in der Nacht zum Mittwoch mit der Bekanntgabe eines starken Quartalsgewinns überraschte.

Die Allianz AG hat ihren Profit im abgelaufenen Quartal um mehr als die Hälfte gesteigert. So wuchs der Überschuss von 0,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor auf 1,4 Milliarden, der Umsatz von 22 auf fast 24 Milliarden Euro. Zu der positiven Entwicklung hätten alle Geschäftssegmente beigetragen, so die Allianz. Kostensenkungen und eine günstige Entwicklung der Risikovorsorge hätten „eine vorübergehende Schwäche“ im Geschäft der Dresdner Bank, die zum Allianz-Konzern gehört, ausgleichen können. Vor allem profitierte man von der starken Nachfrage nach privaten Renten und nach Geldanlagen fürs Vermögen. In beide Bereichen verzeichnete Allianz-Boss Michael Diekmann zweistellige Wachstumsraten.

Das gute Geschäft zeigt auch intern Folgen. „Ein Trend kehrt sich um“, meldet der Branchenkompass Versicherungen. Laut einer Studie der Steria Mummert Consulting denken deutsche Versicherungen beim Kostensenken nicht mehr vorwiegend an Stellenabbau. Die Branche habe ihre „Kostensenkungsprogramme weitgehend abgeschlossen“. Schon im vergangenen Jahr seien nur noch ein Prozent der rund 310.000 Arbeitsplätze der Branche gestrichen worden. Topmanager richten den Blick nun auf Produkte und Arbeitsabläufe, meldet Mummert. Um Kosten zu senken werden beispielsweise Autopolicen standardisiert und in Form von Baukastensystemen angeboten.

Daher erwartet die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di sogar einen „gewaltigen Einbruch“ bei der Beschäftigung. Ver.dis Versicherungsexperte Richard Sommer befürchtet allein im Innendienst den Wegfall von mehr als 20.000 Jobs. Dafür werde die „Industrialisierung der Verwaltung“ sorgen, selbst Schadensfälle würden immer öfter nur noch per Knopfdruck vom Computer automatisch bearbeitet – ohne Prüfung. Aus einem anderen Grund stehen die über 300.000 nebenberuflichen Vermittler auf dem Abstellgleis. Die EU macht Berater für Vermögensschäden haftbar, um die Verbraucher vor schlechten Tipps zu schützen. Fast alle Gesellschaften scheuen das neue Risiko und werden zukünftig verstärkt auf Vollprofis setzen. HERMANNUS PFEIFFER