Der Sendesaal wird sechzig

Musik Im Jubiläumsjahr feiert auch der Verein, der das Kleinod rettete, Geburtstag: Die Freunde des Sendesaals fanden vor zehn Jahren zusammen

„Heute haben wir einen Besitzer, der möchte, dass das Gebäude für Konzerte und Aufnahmen genutzt wird“

Peter Schulze, Vorsitzender der „Freunde des Sendesaals“

Der Verein „Freunde des Sendesaals“ feiert gleich zwei Jubiläen: Vor 60 Jahren wurde der Konzert- und Aufnahmesaal der kleinsten deutschen Sendeanstalt eröffnet. Und vor zehn Jahren gründete sich der Verein – als abzusehen war, dass der Saal mit dem Umzug von Radio Bremen an die Schlachte verwaisen würde.

„Erst in letzter Minute“, erinnerte gestern der Vereinsvorsitzende Peter Schulze bei der Vorstellung des kommenden Programms, sei der Saal vorm Abriss bewahrt worden. Radio Bremen hatte ihn samt Grundstück und den darauf stehenden Gebäuden verkauft, die Investoren hatten keine Verwendung für ihn. „Heute haben wir einen Besitzer, der möchte, dass das Gebäude für Konzerte und Aufnahmen genutzt wird!“ Insofern sei die Zukunft des unter Denkmalschutz stehenden Saals wegen fehlender öffentlicher Förderung zwar nicht gewiss, aber „gesicherter“ als in den Jahren 2002 bis 2008, so Schulze, der früher Musikchef bei Radio Bremen war.

Heute arbeitet er ehrenamtlich für den Verein – nach eigenen Angaben sieben Tage die Woche. Das sei zwar auch schon so gewesen, als der Sendesaal-Verein nach Schulzes Worten noch ein „Kampfverein“ war, „aber das war die Pflicht, das jetzt ist die Kür“. Gemeint ist der rege Konzertbetrieb, der seit der Wiedereröffnung 2009 hier stattfindet.

In der kommenden Saison gibt es 47 Konzerte, organisiert von Schulze und seinen MitstreiterInnen, darunter nur eine, die für ihre Arbeit auch bezahlt wird. Der Verein ist auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen – und auf die Mieteinnahmen durch externe VeranstalterInnen. Eine Kooperation mit dem Deutschland Radio und zwei Musik-Labels ist die Reihe residenz@sendesaal. Bereits zum dritten Mal spielen klassische MusikerInnen im Saal ihre Programme ein und geben jeweils zum Abschluss ein öffentliches Produktionskonzert.

In der Reihe „konzerte im dunkeln“ sitzen sowohl Publikum als auch die MusikerInnen vollkommen im Dunklen – was nur wegen der Architektur und der Original-Einrichtung aus den 50er-Jahren schade ist. Eine Herausforderung sei dies vor allem für den Percussionisten Matthias Kaul, sagt Schulze. „Wir hoffen, dass er alle seine Instrumente finden wird.“ Mit der neuen Konzert-Reihe „openmusic“ wollen die Programm-MacherInnen auch ein Publikum erreichen, das sich weder für Kammermusik noch für Neue Musik interessiert. So tritt am 7. September die norwegische Folksängerin Sigrid Moldestad auf. EIB