„Auf Nummer sicher“ in die Klinik

Eine dreijährige Studie von Bremer ForscherInnen unter der Leitung der Uni Oldenburg hat ergeben, dass Pflegeheim-BewohnerInnen öfter als nötig ins Krankenhaus oder in die Notaufnahme geschickt werden

Das Personal in den Pflegeeinrichtungen fürchtet rechtliche Konsequenzen

Pflegeheim-BewohnerInnen werden einer aktuellen Studie zufolge öfter als notwendig ins Krankenhaus geschickt. Die Zahl ihrer Besuche in Kliniken oder Notaufnahmen sei deutlich höher als im internationalen Vergleich, teilte die Uni Bremen am Donnerstag mit.

Für die dreijährige Studie wurden die Daten von 802 BewohnerInnen in 14 Bremer Pflegeheimen zwölf Monate lang erfasst. Das Forschungsprojekt unter der Leitung der Uni Oldenburg sollte mögliche Versorgungsdefizite in den Heimen aufdecken und Verbesserungen anregen.

Die PflegeheimbewohnerInnen waren der Auswertung zufolge insgesamt 627 Mal im Krankenhaus. Vor allem Männer, aber auch BewohnerInnen mit einem höheren Pflegegrad seien öfter ungeplant ins Krankenhaus gebracht worden. Die häufige Behandlung in Kliniken kann aus Sicht der ExpertInnen aber zu einer steigenden Infektionsgefahr oder Verwirrtheit führen.

Laut Guido Schmiemann von der Uni Bremen liegt einer der Gründe für die vermehrten Krankenhausaufenthalte darin, dass das verantwortliche Personal in den Pflegeeinrichtungen rechtliche Konsequenzen befürchte, wenn es nicht auf Nummer sicher gehe. Zudem schicke ein Notruf-Disponent zum Pflegeheim im Zweifel eher einen Rettungswagen, weil er für seine Entscheidung persönlich hafte. Der Wagen werde für „Leerfahrten“ jedoch meist nicht bezahlt und nehme die Menschen deshalb mit.

Ein zweites Problem sind laut Schmiemann Mängel in der Kommunikation zwischen Heim und Ärzten. In der Hälfte der untersuchten Fälle sei die Arztpraxis gar nicht informiert worden, wenn ein Patient Symp­tome gezeigt habe. (epd)