Ägypten klagt Syriens „Unterdrückungsregime“ an

NAHOST Eklat beim Blockfreien-Gipfel in Teheran. Assad schwört Anhänger auf langen Kampf ein. Rebellen melden Flugzeugabschuss

„Die Revolution in Ägypten war eine Säule des Arabischen Frühlings, sie nimmt heute das Unterdrückungsregime in Syrien in Visier“

ÄGYPTENS PRÄSIDENT MURSI

BERLIN taz | Der Bürgerkrieg in Syrien hat zu Beginn des 16. Gipfels der blockfreien Staaten in Teheran zu einem Eklat geführt. Nachdem Ägyptens Präsident Mohammed Mursi Syriens Führung unter Staatschef Baschar al-Assad als ein „Unterdrückungsregime“ bezeichnete, verließ die syrische Delegation den Saal. Der Gastgeber Iran, wichtigste Stütze des Assad-Regimes, wurde brüskiert. Mursi habe sich in „innersyrische Angelegenheiten“ eingemischt, beschwerte sich anschließend der syrische Außenminister Walid al-Muallim.

Musi hatte gesagt: „Die einige Tage nach Tunesien begonnene Revolution in Ägypten war eine Säule des Arabischen Frühlings, sie setzte sich in Libyen sowie im Jemen fort und nimmt heute das Unterdrückungsregime in Syrien ins Visier.“ Er lobte die „beeindruckende Tapferkeit“ der Aufständischen. Ägypten sei bereit, „mit allen Seiten zusammenzuarbeiten, um das Blutvergießen zu beenden“. Allerdings lehnte Ägypten ein militärischen Eingreifen in Syrien weiter ab. Nach einem Treffen Mursis in Peking forderten beide Staaten Assad und die syrische Opposition dazu auf, die Gewalt zu beenden.

China und Russland blockieren seit Monaten im UN-Sicherheitsrat Resolutionen gegen den syrischen Machthaber, etwa einen Stopp von Waffenlieferungen. Für den gestrigen Abend war ein weiteres Treffen des Sicherheitsrats in New York geplant, bei dem es vor allem um humanitäre Hilfen für die rasant wachsende Zahl der Flüchtlinge gehen sollte.

Syriens Staatschef Assad lehnte am Montag die Einrichtung einer Sicherheitszone für die Flüchtlinge innerhalb seines Landes nahe der Grenze zur Türkei ab. Das sei unrealistisch, sagte er auf eine entsprechende Forderung der Türkei. In dem Fernsehinterview schwor Assad stattdessen seine Anhänger auf einen langen Konflikt ein. Der Kampf gegen die „Terroristen“ werde noch eine Weile andauern. „Wir kommen aber voran.“ Assad, der während der Sendung scherzte und lachte, sprach von einer „Säuberung des Staates“.

Auf die Rebellen machte der TV-Auftritt offenbar keinen Eindruck. Am Donnerstag meldeten sie, man habe an der Grenze zur Türkei ein Militärflugzeug abgeschossen. Eine Videoaufnahme zeigte eine Rauchwolke und dann einen Mann, der an einem Fallschirm zu Boden sank. In den vergangenen Tagen hatten Regimegegner berichtet, die Aufständischen hätten einige Raketen erbeutet.

In der syrischen Stadt Daraa sollen Regierungstruppen zehn Gefangene getötet haben. Einem Oppositionsbericht zufolge seien den Männern zuvor die Augen verbunden und die Hände gefesselt worden. KLH