Das war auch
: FDP gegen Kugeln aus Zucker

Die FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag hat sich nun eines offenbar besonders wichtigen Themas angenommen: Der Einsatz von Homöopathie bei Tieren. Sie hat die Landesregierung aufgefordert, Homöopathie-Fortbildungen für Landwirt*innen nicht länger mit Steuergeldern zu unterstützen. „Wer dran glaubt, soll es gerne weiter nutzen, aber nicht subventioniert durch Steuergelder“, fordert Hermann Grupe, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion.

Zwei Kurse, die Bäuer*innen für den Einsatz der umstrittenen alternativen Heilmethode im Kuhstall schulten, wurden dieses Jahr mit Mitteln des Landes gefördert. Geht gar nicht, findet Grupe. Wenn schon Humanmediziner*innen immer lauter fordern, dass Homöopathie nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt werden sollte, weil es keinen Nachweis für deren Wirksamkeit gibt, solle sich „die Landesregierung bei einer Förderung entsprechender Fortbildungen auch etwas zurückhalten“, sagt Grupe.

Nun gibt es aber auch Tierheilpraktiker*innen, die Homöopathie bei der Behandlung von Hunden, Kühen oder Pferden einsetzen und davon, als eine von verschiedenen denkbaren Heilmethoden, überzeugt sind. Juliana Garcia de la Cruz ist Tierheilpraktikerin und nutzt Homöopathie neben anderen Heilpraktiken. „Man muss immer individuell schauen, welche Behandlung sinnvoll ist“, sagt sie. Wenn Tiere bestimmte Medikamente nicht vertragen, müssten eben andere Behandlungen infrage ­kommen. „Als Ergänzung ist Homöopathie eine sinnvolle Option“, sagt Garcia.

Wie auch immer man nun dazu stehen mag, bleibt am Ende doch die Frage, ob es nicht wichtigere Themen für eine Landtagsfraktion gibt: die Missstände in Schlachthöfen zum Beispiel oder die Umstellung auf ökologischen Anbau.

Im „Agrarland Nummer 1“ zumindest, wie es das zuständige Ministerium bewirbt, erwirtschaftete die Landwirtschaft einen Produktionswert von 12,6 Milliarden Euro. Im Landeshaushalt sind immerhin 420 Millionen Euro für das Landwirtschaftsressort im kommenden Jahr vorgesehen.

Dagegen wirken die kritisierten Länderzuschüsse für Homöopathie-Kurse dann doch ziemlich klein: Die betreffenden Kurse fanden im Zuge einer Reihe von 35 Veranstaltungen des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen statt. Jede Veranstaltung werde dabei mit Landesmitteln zwischen 600 und 1.000 Euro unterstützt, heißt es von Seiten des Landwirtschaftsministeriums. Macht also höchstens 2.000 Euro, über die sich die FDP sorgt. Andererseits: Ist ja auch eine Prinzipienfrage!

André Zuschlag