SÜDWESTER
: Verwaistes Hooge

Die katholische Kirche wüsste, worum es sich handelt: Trägheit des Herzens, zack, Todsünde. Die evangelische in ihrer milden Art hat sich von solchen Kategorien verabschiedet – kein Wunder, dass die Lauen in ihrer Mitte gedeihen. Denen ist die Seelsorge auf Hallig Hooge zu prekär, da die 110 Seelen allzu nah und dann kein Organist und die Bücherregale muss man selber anschrauben, da kein Handwerker in Sicht. Zwei Jahre mussten die Hooger Seelen ganz ohne Sorge auskommen, erst bei der zweiten Bewerbungsrunde hat sich ein Aspirant gemeldet. „Denn Gott will keine faulen Müßiggänger haben, sondern man soll treulich und fleißig arbeiten, ein jeglicher nach seinem Amt“, schrie Luther, der Unlaue, bei einer seiner Tischreden. Aber die Trägen haben sich schon weggeduckt und Hooge guckt in die Röhre.