Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Herbert Grönemeyer hat zahlreiche Verdienste. Neben seiner eigenen Musik und seinem Eintreten für die Demokratie hat er sich auch um die Musik anderer bemüht. Eine seiner Großtaten war etwa die Gründung des Labels Grönland Records. Mit dem er eine klaffende Lücke im Krautrock-Katalog geschlossen hat – er brachte dort die lange vergriffenen Alben des Duos Neu! wieder heraus, ganz offiziell und sorgfältig gestaltet. Zuletzt hat er den ehemaligen Neu!-Gitarristen Michael Rother mit einer großen Box gewürdigt. Und der Musiker, der zu den größten und innovativsten Gitarristen in Deutschland gehört, dessen internationaler Einfluss bis heute immens ist, wird am Donnerstag zugegen sein, wenn im Festsaal Kreuzberg 20 Jahre Grönland Records gefeiert werden. Auch Robert Görl von DAF und Hans-Joachim Roedelius, früher bei den Elektronik-Pionieren Cluster, sind für das zweitägige Festival angekündigt (auch Fr., Am Flutgraben 2, 19 Uhr, Einzeltickets 29,60 €).
Ebenfalls am Donnerstag begeht das Zafraan Ensemble in der Volksbühne das Match Cut Festival. Auf dem Programm stehen Auftragskompositionen mit neuester Musik, in der etwa asiatische Klangwelten und elektroakustische Sounds aufeinandertreffen. Uraufgeführt werden Werke von Sinem Altan, Mischa Tangian sowie Phillip Sollmann alias Efdemin und John Gürtler, dazu gibt es Musik von Meistern der Moderne wie Éliane Radigue, Giacinto Scelsi und Iannis Xenakis (Rosa-Luxemburg-Platz, ab 17 Uhr, Einzelticket 16/12 €, Kombiticket 24/20 €).
Am Sonntag geht es konzeptuell dann besonders ausgefeilt zu. Ein „kammermusikalisches Strategiespiel in zwei Akten“ führt das Avantgardejazz-Quartett Die Hochstapler unter dem Titel „The Flop, the Turn and the River“ im Ackerstadtpalast auf. „Themen, Spielregeln, Codes und komplexere Zusammenhänge bilden einen Pool, aus dem sich die Akteure im Verlauf des Spiels frei bedienen“, so die Ankündigung. Die insgesamt acht beteiligten Musiker bringen so eine gleichermaßen komponierte wie improvisierte Musik hervor, in einer Darbietung, bei der mit einem gerüttelt Maß an Performancekunst zu rechnen ist (Ackerstr. 169, 20 Uhr, VVK 16,61/11,28 €).
Am Montag wird es noch einmal laut. Oder genauer: noisig. Im WestGermany geben sich einige Heroen der lärmigeren Elektroakustik die Ehre, so der mitunter autoaggressiv agierende Schweizer Performancekünstler Joke Lanz, der Klangkünstler Andy Ortmann aus Chicago und die Detroiter Komponistin Viki Viktoria, die in ihren Improvisationen viel mit ihrer Stimme arbeitet. (Skalitzer Str, 133, 20 Uhr).
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