Fahrverbote für Containerschiffe

ELBSCHLICK Sedimentberge drohen den Hamburger Hafen zu blockieren. Wenn nicht rasch gebaggert wird, könnte Zufahrt polizeilich untersagt werden

600.000 Kubikmeter haben sich in kürzester Zeit – seit März 2012 – abgelagert

Hamburg muss baggern. Etwa 600.000 Kubikmeter Schlick haben sich mitten im Hafen abgelagert und drohen ein Problem für die Schifffahrt zu werden. Das räumt der Senat in seiner Antwort auf eine Anfrage des grünen Wirtschaftspolitikers Anjes Tjarks ein. Wenn das Baggergut nicht zügig entfernt werde, könnten „Beschränkungen für die Schifffahrt im Wege schifffahrtspolizeilicher Verfügungen“ folgen, teilt der Senat mit. Im Klartext: Die Zufahrt zum Hafen würde dicht gemacht werden – vor allem für die großen Containerschiffe mit reichlich Tiefgang.

Die 600.000 Kubikmeter haben sich in kürzester Zeit – seit März 2012 – zwischen den Elbkilometern 621 und 627 abgelagert. Das ist der nördliche Teil von Süderelbe und Köhlbrand vor dem Containerterminal Altenwerder sowie das westlich anschließende Teilstück der Unterelbe bis zum Köhlfleet, der Zufahrt nach Finkenwerder. Außer Altenwerder ist somit auch die Erreichbarkeit des HHLA-Terminals Burchardkai und des Eurogate-Terminals am Waltershofer Hafen gefährdet.

Umweltschützer hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass die weiteren Ausbaggerungen der Unterelbe zu größeren Schlickbergen im Hafen führen würden. Vor allem in der Zufahrt zum Köhlbrand lagerten sich schon jetzt erhebliche Sedimentmengen ab, was ständige Unterhaltsbaggerungen zur Folge hat, um den Fluss schiffbar zu halten.

Die jetzt anfallenden Sedimente will die Wirtschaftsbehörde bei St. Margarethen in der Nähe von Brunsbüttel ablagern. Dafür sei Hamburg aber auf „ein Entgegenkommen Schleswig-Holsteins“ angewiesen. Dafür sei das Nachbarland „um Unterstützung gebeten“ worden, eine Antwort stehe aber noch aus, räumt der Senat ein. Wann damit und mit dem Start der Baggerarbeiten zu rechen sei, ist offen.

Das zeige deutlich, kommentiert Fragesteller Tjarks, „wie sehr beide Seiten auf gute Kooperation angewiesen“ seien. Der von Hamburg provozierte Konflikt um die Husumer Windenergiemesse habe dem gut nachbarschaftlichen Verhältnis aber großen Schaden zugefügt. Bei der Suche nach einer Lagerstätte für den Hafenschlick zeige sich nun, dass Hamburg „mit einer Mischung aus Arroganz und Dilettantismus dem ganzen Norden schadet und sogar die Zukunft des Hamburger Hafens gefährdet“, so Tjarks.  SVEN-MICHAEL VEIT