wortwechsel
: Klima-Kabarett? Wer sitzt hier im falschen Film?

Das Klimapaket der Bundesregierung trifft auf massiven Gegenwind. Fridays for Future hat viele wach gerüttelt, aber nicht die Entscheider? taz LeserInnen kritisieren Halbherzigkeit

Draußen wird protestiert, drinnen verhandelt: Kanzleramt in Berlin am 20. September Foto: Karsten Thielker

„Regierung erfolgreich abgehoben“,

taz vom 23. 9. 19

„Verkaufts mei G’wand“

Wunderbar, was sich Merkel und AKK leisten! Nach dem Motto Wiener Blut, Johann Strauß: Gehts und verkaufts mei G’wand, ich fahr in Himmel …

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast lachen über das Motto der CDU zum Klimaschutz!

Wilhelm Hirtenfelder, Wien

Wasch mir den Pelz

Dieses Klimaschutzpaket kann man wie folgt zusammenfassen; „Wasch den Wählern den Klima-Pelz, aber mach ihn nicht nass.“ Politiker wollen schließlich wiedergewählt werden.

Noch vor etwas mehr als einem Jahrzehnt galt Deutschland als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Ausgerechnet im Verlauf der Amtszeiten der sogenannten Klimakanzlerin Angela Merkel hat sich dieses Bild gewandelt. Deutschland verliert nicht nur im Fußball den Anschluss an die Weltspitze,sondern auch beim Thema Klimaschutz.

Die ambitioniertesten Staaten Schweden, Portugal und Frankreich sind Deutschland längst enteilt. Sich allein darauf zu verlassen, dass die deutsche Politik für eine schnellere Reduzierung von CO2-Emissionen sorgen wird, ist also illusorisch. Eigeninitiative ist gefragt: Jede Bürgerin und jeder Bürger sollte überlegen, was man selbst zum Klimaschutz beitragen kann.

Auf diesem Weg in eine klimafreundliche Zukunft ist speziell die Baubranche gefragt. Alfred Kastner, Weiden

Das Klima-Kabarett

Unserem Klima-Kabinett ist tatsächlich Epochales gelungen, die Quadratur des Kreises: Man kann eben doch Nichtraucher werden, ohne auf Zigaretten zu verzichten. Oder: Das Klima retten ohne den Verzicht auf die Klimazerstörung. Unglaublich, aber wahr. Klima-Kabarett vom Feinsten. Helmut Malmes, Stolberg

Sie sollten sich schämen

„Öko ist (k)ein Luxusproblem“,

taz vom 20. 9. 19

Werte taz, dieser Artikel ist ein Schlag ins Gesicht aller Geringverdiener und Kleinrentner. Dass arme Leute weniger Geld haben als Wohlhabende, sollte allgemein bekannt sein, dass Arme als Folge dessen weniger konsumieren und weniger Flugreisen unternehmen, ist leicht nachzuvollziehen. Soll die Welt nun Rot-Grün dankbar sein, mit Hartz IV massenweise Menschen in die Armut gestürzt zu haben, und sieht die Autorin den Weg zur CO2-Verminderung in einer Neuauflage dieser Sauerei? Sie – als Herausgeber der ehemaligen linken Tageszeitung zur Verbreitung unterdrückter Nachrichten – sollten sich schämen. PS: Junge Welt lesen ist auf die Dauer auch keine Alternative, die hat einen Pepita-Hut auf dem Kopf.

Roland Benz, Frankfurt a. M.

Wo ist der Masterplan?

„Dem Klima ist das Klima herzlich egal“, taz vom 24. 9. 19

Florian Wieczorek ist unbedingt Recht zu geben, wenn er feststellt: „Es geht nicht darum, was das Klima will, es geht darum, was wir wollen. Es geht darum, uns selbst zu retten.“ Millionen Menschen, die weltweit auf die Straße gegangen sind, haben das schon verstanden. Dagegen tut unsere Regierung so, als ob ihr Vorschlag zur Klimarettung ein Kompromiss sei zwischen den Anliegen einer zwar lautstarken, aber immer noch kleinen Minderheit und den Erfordernissen einer wachstumsgetriebenen Wirtschaftspolitik. Nötig wäre ein Masterplan, der sich auf einige Kernbereiche konzentriert, diese aber entschlossen angeht. Selbstverständlich würden dazu auch Speicher in Form von Konversionsanlagen gehören, die den überschüssigen Strom in Wasserstoff, Methan oder „liquid fuel“ umwandeln könnten, die als Speichermedium dann für beliebige Anwendungen in Fahrzeugen oder Kraftwerken zur Verfügung stehen. Will man wirklich einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz erbringen, muss der Individualverkehr, so wie wir ihn kennen, massiv eingeschränkt werden. Um weiter Mobilität zu bewahren, ist ein massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs nötig, um den Menschen auch Alternativen anzubieten. Das wird große Veränderungen mit sich bringen, aber das wäre genau Aufgabe der Politik, diese Veränderungen zu gestalten.

Ernst Belter, Waltrop

Der Dominoeffekt

Die Klima taz vom 20. 9. 19

Mindestens zweimal war die Prognose in der Klima-taz zur Temperaturerhöhung bis 2100: circa 2 bis 3 Grad. Schön wäre das, wenn es so glimpflich ausginge. Schon bei knapp 2 Grad menschengemachter Erderwärmung entstehen Dominoeffekte: Ein planetarischer Kipppunkt beschleunigt den nächsten (auftauender Permafrost, Albedo-Effekt, absterbende Regenwälder, absterbende Borealwälder). Die Erderwärmung rauscht durch (unstoppable) auf 5 bis 7 Grad. Da ist dann nicht nur für viele Pflanzen und Tiere, sondern auch für uns Normalos einfach Schluss. Warum den Klimawandel verharmlosen? Warum nicht der tatsächlichen Gefahr ins Auge sehen? Nur dann, wenn wir begreifen, wie kurz vor knapp alles steht, nur dann werden wir die nötige Kraft und Energie aufbringen, die nötigen Veränderungen in die Wege zu bringen. Nur dann werden wir überhaupt den dafür erforderlichen Mut entwickeln können. Michael Friese, Müllheim

Das Internet frisst Bäume

„Klick – Baum weg“, taz vom 20. 9. 19

Wenn es doch wenigstens die Antworten auf Google-Anfragen wären, die da auf das Handy geladen werden. Wenn ich in der S-Bahn stehe und den Leuten zuschaue, was sie dort auf dem Handy machen, dann sehe ich, dass 90 Prozent des heruntergeladenen Inhaltes kaum angeguckt, geschweige denn gelesen werden: Facebook, Pinterest, scroll, scroll, bunte Bildchen, haha, guck mal, wie lustig, weiterscrollen. 2050 wird die Hälfte des weltweiten Stromverbrauches auf das Internet entfallen – zu 90 Prozent, um lauwarme Kacke von A nach B zu pumpen.

Manfred Stengel, Hamburg