Papstspektakel kostet einen Heidenzaster

Rund 100 Millionen Euro wird der Weltjugendtag in Köln kosten, bezahlen sollen das vor allem die Diözesen und die Steuerzahler. Für Kritiker ist das angesichts der kirchlichen Kürzungen bei sozialen Aufgaben „nicht verantwortbar“

KÖLN taz ■ Der Weltjugendtag wird ein teurer Spaß. Geschätzte 100 Millionen Euro wird das Riesenspektakel mit Papst, 600 Bischöfen und bislang 390.000 registrierten Pilgern kosten. Bezahlen werden das neben den Besuchern vor allem die Steuerzahler.

Etwa 40 Prozent der Kosten werden über die Teilnahmegebühr der Pilger eingespielt, sagt der Sprecher der Weltjugendtags gGmbH, Matthias Kopp. „Das ist gesichert, weil unsere Pilger eine sehr hohe Zahlungsmoral haben.“ 26 Millionen Euro gibt die deutsche Bischofskonferenz über ein Darlehen, das die 27 deutschen Diözesen tragen. 15 Prozent sollen über Merchandising, Spenden und Sponsoren hereinkommen. Weitere 15 Prozent teilen sich die öffentliche Hand in Gestalt von Bund (7,5 Millionen Euro), Land NRW (drei Millionen), Stadt Köln (1,5 Millionen) und EU (1,5 Millionen). Dazu kommen noch die Ausgaben von Land und Bund für Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz. „Das macht mit Sicherheit mehrere Millionen Euro aus“, sagt die Sprecherin des NRW-Innenministeriums Dagmar Pelzer. Auch die Awacs-Aufklärungsflugzeuge, die die Nato über Köln kreisen lassen will, dürften das Militärbündnis, sprich: seine Mitgliedsstaaten, Millionen kosten.

Dass die klammen öffentlichen und kirchlichen Haushalte mit Millionenbeträgen eine Veranstaltung sponsern, die ganz offiziell und ausdrücklich der katholischen Remissionierung dienen soll, findet Tobias Raschke, Sprecher von „Wir sind Kirche-Jugend“ und „Weltjugendtag für alle“-Koordinator, ziemlich fragwürdig: „Normalerweise zahlt der Gastgeber – und das ist in diesem Fall der Papst.“

Ohnehin ärgert sich Raschke, dass der Weltjugendtag ein „auf den Papst fixierter Showevent ist“. Dass den auch noch „der deutsche Steuerzahler, über Kirchen- und allgemeine Steuern zahlen muss, halte ich nicht für fein“. Für Christian Weisner vom Bundesteam der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ sind die „ungeheuer hohen Ausgaben“ für den Weltjugendtag vor allem „angesichts des derzeit drastischen Sparkurses der katholischen Kirche weit überzogen und nicht verantwortbar“. Tatsächlich haben etwa die Bistümer Essen und Aachen sowie das Erzbistum Köln in den vergangenen Monaten drastische Kürzungen unter anderem bei der Bildungs- und Jugendarbeit und den Zuschüssen für die Caritas verkündet.

Der Sparzwang in den Diözesen könnte durch den Weltjugendtag noch verschärft werden. Denn ob die eingeplanten 100 Millionen Euro reichen werden, ist zweifelhaft. So sind damit allein die fünf Tage des Weltjugendtags in Köln abgedeckt, wie Weisner erklärt. „Die Kosten für die gestern gestarteten ‚Tage der Begegnung‘ in den Diözesen sind da noch gar nicht drin.“ Unkalkulierbar ist auch, wie viele Menschen die Gelegenheit nutzen werden, um einen Asylantrag zu stellen. Für solche Fälle, beim letzten Weltjugendtag waren es rund 2.000, hat sich das Bundesinnenministerium von der Kirche die Zusicherung geben lassen, dass sie für die entstehenden Kosten aufkommt.

Beim letzten Treffen der katholischen Weltjugend 2002 in Toronto blieb die kanadische Kirche jedenfalls auf knapp 20 Millionen Euro Defizit sitzen. „Wir haben nach den Erfahrungen in Toronto so kalkuliert, dass wir hoffentlich mit einer schwarzen Null rauskommen“, gibt sich der Weltjugendtagssprecher trotzdem optimistisch. Tobias Raschke hat da seine Zweifel: „Es wird sicher ein Defizit geben.“ Aber im Prinzip sei die Kirche – vor allem die Diözese Köln – reich genug, um das auszugleichen: „Die Frage ist nur, wo sie spart.“SUSANNE GANNOTT