LESERINNENBRIEFE
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Lasst die Eichen frei

■ betr.: „Die Eichenprozessionsspinner“, taz vom 31. 8. 12

Liebe antifaschistische Handwerker/innen, die Eiche vor dem Sonnenblumenhaus in Rostok-Lichtenhagen abzusägen, war völlig falsch: Was kann denn der Baum dafür, dass er von einem Bundespräsidenten belästigt wird?! Revolutionärer wäre gewesen, die Eiche auszugraben und in einem schönen Wald freizulassen. Dort hätte die Eiche mit anderen fröhlich aufwachsen können und wäre zukünftig vor politischen Nachstellungen aller Art verschont geblieben. Und die ehemalige Pflanzstelle wäre der passende Ort gewesen, Abschiedsbriefe, Flugblätter etc. zu platzieren. ANNE SCHULZ, Köln

Verteilungskampf der Ärzte

■ betr.: „Arena frei, die Ärzte kommen“, taz vom 30. 8. 12

Dank an Heike Haarhoff, dass sie die Vergütung der niedergelassenen Ärzte durchschaubar gemacht hat. Dies System hat eine eigene Logik: Es soll über Pauschalen, Budgetierung, Mengenbegrenzungen ansonsten ausufernde Gesundheitskosten eindämmen – die bürokratische Lösung. Ein optimales Vergütungssystem für Ärzte steht noch aus. Alle haben Vor- und Nachteile.

Aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht gilt: Die primärärztliche Versorgung (Hausärzte, Allgemeinärzte, Kinderärzte) sollte über eine Fallpauschale, die Spezialärzte sollten nach Einzelleistung vergütet werden und dabei der Zugang zu diesen über den Primärarzt gesteuert werden. Die vergleichsweise hohe Zahl von Fachärzten mit ihrer Lobby wie die Überkapitalisierung der Praxen mit Apparaten – die genutzt sein wollen, sollen sie sich rechnen – stehen einer Reform im Wege. Es gilt nach wie vor: 80 Prozent der Diagnosen sind durch eine sorgfältige Anamnese zu sichern, weitere 10 Prozent durch die klinische Untersuchung und weitere 5 Prozent durch Routinelabor. Die Praxis sieht anders aus. Die Gebührenordnung honoriert das zu wenig. Dass es so ist, ist auch dem Verteilungskampf der unterschiedlichen Arztgruppen geschuldet. DIETER LEHMKUHL, Berlin

Bestmögliche Behandlung

■ betr.: „Arena frei, die Ärzte kommen“, taz vom 30. 8. 12

Da wird die Zahl von 134.000 Euro Jahreseinkommen für Ärzte in den Raum gestellt. Umgerechnet auf den Monat macht dies 11.166 Euro. Doch dies ist nicht das Geld, über das der Arzt dann verfügt! Von diesem Geld gehen zunächst einmal die Praxiskosten herunter (Raummiete, Heizung, Wasser, Strom, Telefon, Kosten für Geräte und andere Materialkosten und natürlich Kosten fürs Personal) – da kommen locker pro Monat 5.000 Euro zusammen. Vom Rest sind die Leistungen abzurechnen, die jeder Angestellte selbstverständlich vom Arbeitgeber erwartet: 6 Wochen Urlaub, 6 Wochen Krankheitszeiten, Sozialversicherungen (Krankenkasse, Rente).

Nicht jedes Gebiet ist gleich gut mit PrivatpatientInnen versorgt – in den ländlichen Gebieten sind diese Mangelware. (Heute findet sich im Zollernalb-Kurier ein Artikel darüber, dass für ländliche Praxen keine Nachfolger mehr zu finden sind.)

Es wird Selbstständigen geraten, 80 Euro die Stunde zu verlangen, wenn sie den Mindestlohn von 10 Euro eines Angestellten erreichen wollen – Psychotherapeuten erhalten diesen Betrag für eine genehmigungspflichtige Therapiestunde, von den probatorischen Sitzungen (nicht genehmigungspflichtig) wird inzwischen nur noch die 1. bezahlt und das zu 75 Prozent, alle anderen wichtigen Leistungen (4 weitere probatorische Sitzungen, Testungen, Schreiben von Anträgen – Zeitaufwand 3 bis 5 Stunden) werden nicht bezahlt.

Jeder Patient möchte die bestmögliche Behandlung – und hat sie auch verdient –, nur bezahlt werden sollte diese auch.

Bedenkt jemand eigentlich, wie viel Zeit und Geld für die Ausbildung zum Arzt oder Psychotherapeuten aufgewendet werden muss?

INSA KLINGBERG, Balingen