Berliner Platten
: Einmal „Wilder Westen“ für alle. Elke rocken im Geschirr des Bausparvertrags

Elke: „Wilder Westen“ (Sony/BMG)

Zuerst das Modische: am liebsten hätte die Band ihren Namen mit einem kleinen Stern zwischendrin geschrieben, also El*ke. Damit ist es dann aber schon genug mit den schicken Accessoires, weil ansonsten soll es „Wilder Westen“ (der Albumtitel) sein, und in diesen Zusammenhängen tut man gern einmal so, als hätte man noch ein Fury im Stall stehen oder wenigstens ein Moped und wüsste gar nicht, wie sich so ein schnöder Bausparvertrag buchstabiert. Hier rockt noch altes Schrot und Korn: das ist was für Headbanger, Hörer von alten Ideal-Scheiben und unentschiedene Grönemeyer-Nutzer gleichermaßen. Wahrscheinlich hätten es die von Elke auch ganz gern, wenn dazu Rio Reiser und Ton Steine Scherben genannt wären: die aber gibt man dann nicht so leichtfertig her. Sägegitarren und Pop sind bei „Wilder Westen“ genau auf den Mittelstreifen hin produziert, dass auch ein Großkonzern (hier Sony/BMG) seinen Gefallen daran hat, mit dem man dann doch einen Bausparvertrag abgeschlossen hat. Und im Ergebnis ist das genau die Musik, die man bei solchen Festivals wie Rock am Ring im Nachmittagsprogramm zu hören bekommt, wenn man gerade dabei ist, sich warm zu trinken für den Auftritt von Rage Against The Machine oder sonst was. Was ja irgendwie ein großer Traum sein muss, dass man es eigens dafür auf sich nimmt, aus dem beschaulichen Emsland WG-komplett nach Berlin zu verziehen, wie das Elke gemacht haben für den Rock. Und sollte es einst mal zum großen nachmittäglichen Festivalauftritt von Elke kommen, hat die Band schon alles Notwendige samt den Feuerzeug-Balladen zum hymnischen Mitsingen im Programm. Was ja toll gemeinschaftsstiftend sein kann. Aber ist das wirklich die Vision von Rock ’n’ Roll? Es wäre schön, wenn die Menschen ihre Träume auch mal wirklich ernst nehmen würden. THOMAS MAUCH