Rotes Revival

Ein Relikt aus den Zeiten des Kalten Krieges feiert sein Comeback: das Rote Telefon. Ziel: Vertrauen bilden

Es gehört zum legendären Setting des Kalten Krieges: das rote Telefon. Meist steht es unbeachtet auf seinem Platz. Wenn es beginnt zu schellen, dann ist die Welt in Gefahr. Die Sowjets haben angegriffen. Die Sowjets fragen, habt ihr angegriffen, die Sowjets sagen, dass nicht sie, sondern ein Dritter angegriffen habe.

Zum Nachdenken über den Wahrheitsgehalt der Nachricht bleibt keine Zeit: Es naht die globale Katastrophe. Das Script schreibt an dieser Stelle Vertrauen vor.

Diese direkte Verbindung zwischen Staaten, die eigentlich Ressourcen verwenden, einander an den Latz zu gehen, erlebte diese Woche aufgrund wachsenden nuklearen Ehrgeizes ein Revival. Die Atommächte Indien und Pakistan verkündeten, ein rotes Telefon zu installieren, dann gaben Nord- und Südkorea bekannt, eine feste Leitung zwischen den Staaten zu legen. Beide Male war von „vertrauensbildenden Maßnahmen“ die Rede. Vertrauen heißt: glauben zu wissen, was in Zukunft geschieht, nicht darauf hoffen. NATALIE TENBERG