„Drastischere Schritte nötig“

Greenpeace-Experte spricht über EU-Meerespolitik

Der Meeresbiologe ist seit 1999 Grenpeace-Fischereiexperte. In Ostfriesland aufgewachsen, lebt er mit Familie in Hamburg. Foto: Privat

taz: Herr Maack, aus Ihrer Sicht befinden sich die Weltmeere in einer historischen Krise. Was lässt sich dagegen tun?

Thilo Maack: Zu allererst müssen wir die Flottenkapazität um mindestens 50 Prozent reduzieren. Weiter brauchen wir großflächige Meeresschutzgebiete und die Fischerei muss selektiver arbeiten. Das heißt, es dürfen wirklich nur die Zielfische gefangen werden und nicht noch kiloweise Beifänge, die dann verletzt oder tot ins Meer zurück geworfen werden.

Wie konnte es zu diesem katastrophalen Zustand kommen?

Die Rechtssituation in den Meeren ist grau. Außerdem fehlte lange der politische Wille. Die Meerespolitik in der EU ist so zersplittert, dass das Thema Meeresumwelt immer vom Tisch fällt.

Inwiefern ist die Politik zersplittert?

Es gibt viele zuständige Ministerien, die jeweils ihr eigenes Interesse verfolgen. Sie reden aneinander vorbei und eine ganzheitliche Politik kommt zu kurz.

Wie wird sich die Situation der Meere entwickeln?

Das kommt auf den Ausgang des Reformprozesses zur gemeinsamen Fischereipolitik der Europäischen Gemeinschaft an: Ab 2013 soll die Flotte nachhaltig wirtschaften und die Meereschutzgebiete groß genug sein. Ich glaube nicht, dass in dem benötigten Maße Besserungen stattfinden. Wir müssen drastischere Schritte unternehmen, um die Weltmeere zu retten. INTERVIEW: LMF

Vortrag mit anschließender Diskussion: 19 Uhr, Flussschifferkirche, Hohe Brücke 2