CDU-Politiker Pflugradt schmeißt hin

GENERATIONSWECHSEL Der CDU-Politiker und Intimus von Bernd Neumann, Helmut Pflugradt, sieht nach 35 Jahren Parteiarbeit für sich keinen Platz mehr in der Bremer CDU und legte alle politischen Ämter nieder

Er gehörte zum ganz engen Kreis um den langjährigen CDU-Vorsitzenden Bernd Neumann: Helmut Pflugradt will nicht mehr. Er legt sein Bürgerschaftsmandat nieder und will auch als Kreisvorsitzender Bremen-Nord der CDU nicht mehr antreten. Dort soll Jörg Kastendiek, der Vertraute des neuen CDU-Landesvorsitzenden Thomas Röwekamp, sein Nachfolger werden. Röwekamp hatte Pflugradt auch schon aus dem Fraktionsvorstand verdrängt.

„Ich will aus der Politik aussteigen“, erklärte Pflugradt gegenüber der taz – das sei „ein längerer Prozess“ gewesen, es habe da „politische und persönliche Sachen“ gegeben, über die er im Einzelnen aber auch nicht mehr reden will. Der gelernte Steuerhauptsekretär, der im Januar 61 Jahre alt wird, war 1974 freigestellt worden für seine Arbeit in der Bürgerschaft. Auf sein Rückkehrecht in den Öffentlichen Dienst will Pflugradt nun „natürlich“ nicht verzichten – „ich bin ja noch nicht 65“, erklärte er.

Pflugradt war 1967 in die CDU eingetreten. Seine Karriere begann ein Jahr später mit dem Kreisvorsitz der Jungen Union Bremen-Nord, 1975 wurde er Mitglied des CDU-Landesvorstandes, von 1995 bis Juli 2007 war er auch Mitglied im CDU-Fraktionsvorstand.

Seit 1989 ist er zudem Vorsitzender des Kreisverbandes Bremen-Nord der CDU. Dort habe er bis heute „eine ganz tolle Unterstützung“ gehabt. Wenn es nach den CDU-Freunden in Bremen-Nord gegangen wäre, „dann hätte ich alle Ämter weiter behalten“, versicherte er. „Mehrere Monate“ habe er mit seinen Freunden vor Ort über seinen Schritt diskutiert, die hätten ihn „immer wieder bestärkt, nicht aufzugeben“. Einen Konflikt in der letzten Zeit, der das Fass zum Überlaufen gebracht hätte, hat es nicht gegeben, sagt Pflugradt, er habe sich in 34 Jahren Parteiarbeit oft geärgert und das früher immer sofort wieder vergessen.

„Helmut Pflugradt gehört zu jenen Menschen, die ihre Entscheidungen gut überlegen. Sein Schritt, den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes in Bremen-Nord und das Abgeordnetenmandat in der Bremischen Bürgerschaft niederzulegen, verdient daher großen Respekt“, erklärte Röwekamp zu Pflugradts Ausscheiden. „Ich bedanke mich für die geleistete Arbeit, die Treue zur CDU und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute.“

Als Nachfolgerin werde Sandra Speckert in die Bürgerschaft einziehen, teilte die CDU gleichzeitig mit. Sie war schon zwischen 1999 und 2007 Abgeordnete der CDU-Fraktion. Sandra Speckert ist 37 Jahre alt, gelernte Buchhalterin und gehört seit neun Jahren dem Landesvorstand der CDU an. kawe