Die Krähe

GOTHFATHER Als Sänger von „Bauhaus“ hat er vor 30 Jahren den Gothic Rock begründet. Heute Abend gibt Peter Murphy Einblicke in sein kommendes Album

„Bauhaus“ fuhren einen Leichenwagen und kletterten auf Konzerten aus Särgen

VON ROBERT MATTHIES

Von einer Geburtsstunde mag man im Fall von Gothic Rock nur eingeschränkt sprechen. Eher von einer eigentümlichen Auferstehung. Keine Gespenster wurden da 1979 von vier Architektur- und Kunststudenten im britischen Northhampton beschworen: Untote kehrten in die Welt der Lebenden zurück. „Bauhaus“ fuhren einen Leichenwagen, den „Bauhearse“, kletterten auf Konzerten aus Särgen und besangen in ihrer ersten Single „Bela Lugosi’s dead“ den verstorbenen Dracula- und B-Horror-Movie-Darsteller.

Aus den letzten zuckenden Gliedern von Post Punk, Glam Rock und Krautrock hatten Sänger Peter Murphy, Gitarrist Daniel Ash, Bassist Kevin Haskins and Drummer David J mit unterkühlten, abgehackten Riffs, stoischem Schlagzeug, mit sonorem Bariton dargebotener introspektiv-depressiver Lyrik und offen zur Schau getragenem Vampirismus ein düster-minimalistisches Gesamtkunstwerk erschaffen, das das neue musikalische Subgenre genauso wie die entsprechende entstehende Subkultur beeinflusst hat wie kein zweites. Die erste Goth-Rock-Band hieß „Bauhaus“, und der „Godfather of Goth“ ist bis heute unbestritten ihr charismatischer Sänger mit den charakteristischen hohen Wangenkochen und der exaltierten Gestik und Mimik: Peter Murphy, die Vorlage übrigens für James O’Barrs Comic-Figur „The Crow“.

1983 lösten sich „Bauhaus“ auf. Murphy versuchte es mit dem japanischen Bassisten Mick Karn als „Dali’s Car“, aber das Album floppte. Also machte er solo weiter, erfand sich endlich für das dritte Album „Deep“ als platin-blonder Alternative-Rock-Gott neu. 1990 konvertierte Murphy – streng katholisch aufgewachsen – zum Islam, begeistert vor allem von Sufismus, und zog mit seiner Frau in die Türkei.

Eine Entwicklung, die sich 2002 vor allem im schwer verdaulichen, experimentellen und mit orientalischen Klängen gefütterten Album „Dust“ niederschlägt. Mit „Unshattered“ kehrt Murphy zwei Jahre später aber wieder zu poppigem Indie-Rock nebst leicht düsteren Texten zurück. Wohin es den „Gothfather“ in Zukunft zieht, ist heute in der Fabrik zu hören. Da gibt es vor allem Coverversionen. Von John Lennon etwa. Und David Bowie.

■ Do, 15. 10., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36