Grüne gegen Gratis-Schülerticket

Der Vorschlag von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher stößt auch beim Koalitionspartner auf Gegenwind

Nach Ansicht der Grünen sollte das Familieneinkommen maßgebend für das Umsonst-Ticket sein

Der Vorschlag des Hamburger Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD), in der nächsten Legislatur schrittweise einen kostenlosen Nahverkehr für Schüler anzubieten, ist bei den Grünen und der CDU auf Kritik gestoßen. Der Vorsitzende der Grünen Bürgerschaftsfraktion, Anjes Tjarks, sagte am Samstag, der Vorschlag sei nicht zielführend. Bei Tarifüberlegungen müsse das Familieneinkommen maßgebend sein. „Dabei sollte man berücksichtigen, dass Menschen mit mittlerem bis geringem Einkommen viel stärker auf Busse und Bahnen angewiesen sind und sie auch häufiger nutzen“, sagte er.

Zudem seien Schüler die Gruppe, die mit 30 Prozent den mit Abstand höchsten Radverkehrsanteil von allen Personengruppen ausmache. Schüler würden meist kurze Wege fahren, die mit dem Fahrrad schneller zurückzulegen sind. „Mit der Kostenfreiheit für sie wird also in der Tendenz nicht der Umstieg vom Auto in den Bus, sondern vom Rad in den Bus gefördert.“ Tjarks kündigte für den Herbst einen eigenen Vorschlag zur Weiterentwicklung des ÖPNV-Preissystems an.

Für den verkehrspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Dennis Thering, ist Tschentschers Vorschlag ein „durchschaubares Wahlkampfmanöver“. Die Entlastung dürfe es nicht erst in fünf Jahren geben. Zudem müssten andere Gruppen wie Praktikanten, Familien oder Senioren im Nahverkehr finanziell entlastet werden.

Tschentscher hatte am Freitag beim SPD-Landesparteitag gesagt, dass Schüler die einzige Gruppe seien, die über kein Einkommen verfüge. Der kostenfreie Nahverkehr für sie entspreche dem Willen der SPD, dass Hamburg „eine familienfreundliche Stadt“ sei. Die SPD ging bei der Einführung des kostenlosen Schülertickets von jährlichen Kosten von etwa 50 Millionen Euro im Jahr aus.