LESERINNENBRIEFE
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Die alten Deppen

■ betr.: „Die 80er-Jahre-Party“, taz vom 30. 8. 12

Wie die alten Deppen machen diese Grünen genau das, was uns immer ein Greuel war: Fehlender Generationenwechsel, durchregieren bis zum erzwungenen Ende, Machtansprüche durchsetzen und Eitelkeiten. Wissen sie denn nicht, dass damit unser aller Traum zerstört wird? Der Traum von einer Politik mit Inhalt und nicht einer Politik der Köpfe. Während sie nach Ministerämtern gieren, nach einer angenommenen gewonnenen Wahl, nach der Gunst der Stunde, die sie bevorzugen wird und nach oben spülen. Welch ein Unsinn. Schade, weil wir uns mehr vorgenommen hatten. Was sagte der machtbewusste Palmer? „Wenn Rot-Grün doch keine Mehrheit schafft … wird es eine Dynamik geben …“ Also, wenn alle Stricke reißen, wenn die Alten endgültig verloren haben, dann dürft ihr, die Jungen. Gute Nacht ihr Grünen. WOLFGANG RAUCH, Kronau

Handwerklicher Pfusch

■ betr.: „Billiger Strom gratis“, taz vom 1. 9. 12

Gut, dass die taz die Liste der EEG-Umlage-befreiten Unternehmen angefordert hat. Natürlich findet man dort, was man in der Anti-Atom-Szene längst geahnt hatte: Der Ex-RWE-Vorstandschef, der sich besonders lautstark für die sozial Schwachen als Strompreisretter aufgebläht hat, profitiert als Alleingesellschafter der Georgsmarienhütte ganz besonders heftig auf ebenderen Kosten vom „Härtefall-Paragraphen 40 des EEG“. Da wird der schwäbische Zahnarzt mit seiner Solaranlage aber blass vor Neid.

Nicht nur dieses Beispiel zeigt überdeutlich, dass dieser Paragraph handwerklicher Pfusch ist und ersatzlos gestrichen gehört. Er führt nicht allein dazu, dass 734 Firmen in feinster Mitnahmemanier ein Fünftel der EEG-Gesamtkosten auf den Schultern der Haushaltskunden und des Mittelstandes abladen. Er hat zudem noch eine fatale Lenkwirkung. Diejenigen, deren Betriebe knapp an der Bewilligungsgrenze von 1 GWH jährlich produzieren, werden sich hüten, in Effizienzmaßnahmen zu investieren. Schlimmer noch: es gibt Unternehmen, die an Feiertagen ihre Maschinen laufen lassen, also unnötig Leerlaufstrom verpulvern, damit sie die magische Grenze überschreiten und die Umlagebefreiung bekommen. Dieser Schwachsinn hat allein den Zweck, das EEG in Misskredit zu ziehen.

EVA STEGEN, Freiburg

Industrie kommt billig davon

■ betr.: „Verbraucher haften für Offshore-Pannen“, taz vom 30. 8. 12

Ob AKW-Wahnsinn oder Offshore-Gigantomanie, immer sind es Projekte derselben Großkonzerne, die Otto Normalverbraucher sponsern darf, während die Industrie billig davonkommt. Die Haftung für nicht rechtzeitigen Anschluss der Offshore-Windparks klingt wie Rache für des Bürgers Aversion gegen den Netzausbau. Ganz abgesehen davon, dass nur teurer Strom uns zum Sparen bringt, wird diese Politik zur Folge haben, dass sich immer mehr Leute ihren Strom selber produzieren; Energiekooperativen werden weiter wie die Pilze aus dem Boden schießen. Stellt euch vor, die Offshore-Parks sind an die vier neuen Leitungstrassen angeschlossen und nur die süddeutsche Industrie will den Strom haben! Dann müsste sie zum ersten Mal den vollen Preis bezahlen – oder unser Industrie-Politklüngel muss sich was Neues einfallen lassen.

SABINE MIEHE, Marburg

Gefördert wird die Großindustrie

■ betr.: „Energiewende? Ja, aber…“, taz vom 29. 8. 12

In meinem Verständnis erstellt eine Regierung zukunftsorientiert zum Wohle ihrer Bürger Regeln. So zum Beispiel Regulatorien für die Förderung von Zukunftsenergien. Hier wird jedoch dem „Normalsteuerzahler“ eine Zuzahlung abverlangt, um zweifelhafte Großprojekte wie Wind- und Solarparks oder Nordseebebauung zu subventionieren, bei ausgedehnten Sonder- und Ausnahmeregelungen für die „Umweltverschmutzer“ im großen Stile. Dezentralisierung, Energieerzeugung auf regionalem Niveau, bis zum Reihenhaus mit Kleinstwindanlage, Sonnenkollektoren, Solarpanel, Blockheizkraftwerk etc. das ist Zukunft, doch gefördert wird Großindustrie. Wieso erinnert mich das an Schweinegrippe, Umweltprämie, Finanzkrise … HENDRIK FLÖTING, Berlin

Monopol in wenigen Händen

■ betr.: „Die Ärzte kommen“, taz vom 30. 8. 12

Keine Frage, die Einkommen der Ärzte sind immer noch hoch. Aber warum ist über die Privatisierung des Gesundheitswesens mit der Monopolbildung in den Händen weniger Konzerne kaum mal etwas zu lesen. Diese Konzerne werden, wenn sie die lukrativen Teile der ambulanten Versorgung erst vollständig über medizinische Versorgungszentren (MVZ) übernommen haben, die Gewinnmaximierung sicher noch weit vorantreiben. Wenn man den Artikel liest, meint man, die Misere des Gesundheitswesens wäre allein durch die Kosten der Arzthonorare verursacht. Unschwer kann man aber aus den Statistiken der Krankenkassenverbände entnehmen, dass die gesamten Arzthonorare für die ambulante Versorgung gerade mal 15 Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ausmachen. Zum Vergleich: Die Verwaltungskosten der Krankenkassen, die durch kapitalistischen Wettbewerb so zahlreich und effizient geworden sein sollen, betragen 5 Prozent der Gesamtkosten!

RAINER BÄHRENS, Rotenburg