Kommentar Benno Schirrmeister über eine Belastung der Koalition
: Ein alter Mann spielt alte Spielchen

War alles ein Versehen? Wäre Ulrich Mäurer ein Neuling auf dem Posten des Innensenators, könnte man es annehmen. Dann könnte es ihm und seinem Ressort der Versuch unterlaufen sein, Seif Benmoussa kurz vor der Hochzeit noch schnell abzuschieben. Weil man dachte: Wenn das Bundesamt es will, wird das schon seine Ordnung haben und auch die zwei Koalitionspartnerinnen nicht groß kümmern. Obwohl die beiden eine humane Flüchtlingspolitik nicht nur auf ihre Fahnen, sondern auch in den Koalitionsvertrag geschrieben haben.

Allerdings ist Ulrich Mäurer 68 Jahre alt. Er hebelt seit 22 Jahren an Bremens Macht herum: Sein Ressort hat er fest im Griff. Und statt zu Naivität neigt er eher dazu, Grenzen beispielsweise eines Koalitionsvertrags auszutesten.

So ist es ein offenes Geheimnis, dass Mäurer die bremsende und letztlich destruktive Kraft war beim Projekt der Cannabis-Liberalisierung – gegen Geist und Buchstaben der damaligen rot-grünen Vereinbarung. Jetzt hat Mäurer offenbar versucht, ob sich auch die guten Vorsätze in puncto Menschlichkeit aufweichen lassen.

Gut, dass Linke und Grüne da nicht klein beigeben. Aber es ist besorgniserregend, dass der Innensenator bei seinen Spielchen offenbar übersehen hat, dass sie geeignet waren, auch den Bürgermeister Andreas Bovenschulte zu beschädigen: „Wir haben zusammengefunden, weil wir eine stabile, verlässliche Regierung für Bremen und Bremerhaven sein wollen“, hatte der in seiner Regierungserklärung betont, „sozial gerecht, wirtschaftlich stark, ökologisch nachhaltig und weltoffen.“ Wenn Mäurer das verpennt haben sollte, wäre es vielleicht an der Zeit, über den Ruhestand nachzudenken.