was macht eigentlich... … Bankenskandal-Kritiker Peter Grottian?
: Teil des Bankenskandals werden

Wäre der Vergleich nicht ein paar klitzekleine Nummern zu groß, dann passte folgender Aphorismus von Friedrich Nietzsche auf die Lage des Bankenskandal-Kritikers Peter Grottian: „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er dabei nicht zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“

Aber leider ist der Vergleich viel zu hart, um zu beschreiben, dass die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Grottian ermittelt. Der Mitbegründer der „Initiative Berliner Bankenskandal“ hatte vor zwei Wochen vor dem Moabiter Kriminalgericht demonstriert. An diesem Tag wurde die Anklageschrift verlesen im Prozess gegen 13 Exmitarbeiter der Bankgesellschaft, die dem Land mit faulen Immobilienfonds mehrere Milliarden Euro Schulden eingebrockt haben sollen. Vor dem Gericht drückte Grottian interessierten Passanten zur selben Zeit die Anklageschrift in die Hand. Das war keine gute Idee. Denn „wer die Anklageschrift eines Strafverfahrens im Wortlaut öffentlich mitteilt, bevor sie in öffentlicher Verhandlung erörtert worden ist“, dem droht bis zu einem Jahr Haft.

Das hat den eifrigen Politologieprofessor der FU überrascht: „Ich hatte keine Ahnung, dass das verboten ist.“ Er habe mit der Aktion „nur die Leute vorab informieren“ wollen. Das Ermittlungsverfahren werde er „mit Gelassenheit ertragen“.

Na gut: Die Angeklagten sind keine „Ungeheuer“, und Grottian ist auch keines. Aber man wird doch noch vollkommen überzogene Vergleiche ziehen dürfen.MLO FOTO: PRIVAT