meinungsstark
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Gute und böse Demonstrationen

„Fazit zum G7-Gipfel: Vor allem nette Worte“, taz vom 26. 8. 19

Sie gipfeln wieder einmal, die Herrscher der Welt. Was haben sie seit Beginn ihrer kostspieligen Gipfel im Interesse der Menschheit, von Umwelt, Klima, Frieden wirklich zustande gebracht? Sie haben diese Welt dem Untergang schneller näher gebracht als sie hier und da, manchmal rein zufällig oder auch ungeliebten Mächten geschuldet, kleine Verbesserungen feiern können, die sie gewaltige Fortschritte nennen. Macron darf den Schirmherrn spielen, darf die Herren der Welt abschirmen lassen vom gemeinen Volke und vor allem von den gewalttätigen Störern.

Warum die Proteste gegen diese Mächtigen der Welt zunehmen, warum sie, die selbst dieser Welt Gewalt antun, Gewalt herausfordern, das ist ihnen keine Frage wert. Das Kontrastprogramm erleben wir bei jedem Protest in Russland, China, Hongkong, Venezuela oder an allen Ecken der Welt, wo sich Völker anders verhalten als es die selbsternannten Herrscher erwarten. Gewalt wird nur dort gesehen, wo sie gesehen werden darf, wo es nützt und Interessen bedient.

Das menschheits-vernichtende Tun der Herren der Welt mit Kerzen, Fähnchen, Gebeten und so weiter aufzuhalten, wer glaubt daran noch? Was muss noch geschehen, ehe die Völker ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen? Möglich ist es, was allein Greta Thunberg mit ihrer Bewegung erkennbar macht. Deshalb wird ihr immer weniger Lob zuteil und die Vereinnahmung nimmt ihren Lauf wie die Diffamierung auch. Roland Winkler, Aue

Die Propaganda der Autoindustrie

„VW Zwickau stellt auf E-Autos um: Zukunft made in Sachsen“, taz vom 24. 8. 19

Es ist schön und gut, dass die taz über die Umstellung des VW-Werks Zwickau auf Elektroautos berichtet. Dies sollte jedoch kritisch-sachlich erfolgen, Begriffe wie „Ökowagen“ zeugen mehr von einer tiefen Verinnerlichung der Propaganda der Autoindustrie. Ein herkömmliches Auto wird niemals „öko“ sein, auch nicht, wenn der Antrieb gewechselt wird. Selbst von Produktion, Reifenabrieb, benötigter Infrastruktur und Entsorgung abgesehen und auch bei 100 Prozent „Ökostrom“ nicht.

Solarpanels und Windräder entstehen auch nicht durch und aus Luft und Liebe allein und bergen zudem Probleme wie Vogelschlag und, insbesondere bei Offshore-Windkraft, große Mengen an Mikroplastik-Ausstoß durch Abrieb an den Rotorblättern. Mit Recycling nach der natürlich begrenzten Lebensdauer ist es auch nicht weit her. „Ökostrom“ ist zwar eine Riesenverbesserung gegenüber der Verstromung fossiler Brennstoffe, aber eben auch nicht wirklich öko. Die Zeit, in der wir, wie beim (Elektro-)Auto, große Mengen an Energie umweltfreundlich verschwenden können, wird daher niemals kommen. Tobias Endrikat, Berlin

Julian Assange geht vor die Hunde!

betr.: Auslieferung von Julian Assange an die USA

Liebe taz, liebe taz LeserInnen, bitte vergessen Sie Wikileaks nicht! Julian Assange sitzt nach wie vor in Haft, sein Gesundheitszustand wird von Besuchern als kritisch eingeschätzt. Bereits im Juni wurde einem Auslieferungsersuchen der USA durch den britischen Innenminister stattgegeben, die Entscheidung liegt nun bei der britischen Justiz. Sollte Assange an die Vereinigten Staaten ausgeliefert werden, drohen ihm dort bis zu 175 Jahre Haft (nach dem Espionage Act, einem Spionagegesetz von 1917), eventuell droht ihm sogar die Todesstrafe. Außerdem ist zu befürchten, dass Assange in den USA kein faires Verfahren, sondern ein Schauprozess erwartet, der einzig dem Ziel dient, ihn möglichst lange hinter Gitter zu bringen. Weiterhin würde ein solcher Prozess die Pressefreiheit bedrohen, da er Journalisten unter Druck setzt, die über Verbrechen von Staaten berichten oder Kritik an Regierungen üben. Eine Auslieferung Assanges an die USA muss verhindert werden, da eine Verurteilung für die Publikation der Dokumente nicht nur ungerecht, sondern auch ein Angriff auf die Grundlagen der Demokratie wäre. Lena Raupach, Zittau