berliner szenen: Ein Sheriff sucht Netflix heim
Nach meiner späten Heimkehr versuchte ich es mit der Serie, die mir der Kollege empfohlen hatte. Ein Western, er ließ sich gut an. Und ich dachte mir während der ersten Folge, schau einer an, da spielt ja wie in der anderen Westernserie, die ich voriges Jahr gesehen hatte, auch wieder jene Darstellerin aus „Downton Abbey“ mit. Die scheint sich langsam zur Western-Spezialistin zu entwickeln. Eine ganz ähnliche Figur wie in der anderen Serie, lebt sie auch hier wieder ohne Ehemann auf einer abgelegenen Farm, zusammen mit zwei First People people und züchtet Pferde.
Auch eine burschikose Hosenträgerin kannte ich bereits aus der ersten Serie. Eine weitere Parallele war, dass die erneut die Schwester des Sheriffs darstellte, der wiederum dem Sheriff aus der anderen Serie nicht nur frappierend glich, sondern obendrein noch dessen Schicksal teilte: ein langsames Erblinden, das ihn unter den Ganoven zunehmend zum Gespött machte. Er traf ja auch nichts mehr.
Zum Glück hatte er den Deputy, einen jungen Burschen, der auch schon in der anderen Serie den Hilfssheriff gespielt hatte. Aber gute Schauspieler sehe ich gerne öfter, und mir gefiel die Serie trotz ihrer Ähnlichkeit mit der bereits gesehenen. Sie wies überraschende Wendungen auf, war nicht ohne leise Ironie und hübsch gegen den Konventionenstrich gebürstet: Die Männer waren alle bei einem Minenunglück krepiert – lustig, in der anderen Serie ebenfalls! – und die Frauen mussten sich alleine gegen maßlos üble Bösewichter behaupten. Es handelte sich wohl um eine Art Prequel des vorigen Westerns, denn nun wurde endlich gezeigt, wie der Oberbandit seinen Arm verlor, der ihm in der gesamten anderen Serie fehlte. Nach gut anderthalb Folgen musste ich dann allerdings doch feststellen, das es ein und dieselbe Serie war. Uli Hannemann
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