HAMBURGER SZENE VON FRANK BERNO TIMM: Salbe hilft
Sie sitzen am Wegesrand im Wohnviertel, egal, was die Stunde geschlagen hat. Frauen, Männer, ältere, jüngere. Und trinken, rauchen. Mit Genuss, hat man im Vorbeigehen den Eindruck, hat das wenig zu tun – wohl eher mit dem letzten Ausweg. Es geht um mehr als das Feierabendbier: Manchmal bleiben die kleinen Flachmänner leer in einer Kuhle liegen, die sich durch die Zeiten am Rand der Grünanlage gebildet hat. Ab und zu kommt einer der Truppe zwischen den Büschen hervor und es hat schon Tage gegeben, da konnte man riechen, warum. Der Kioskbesitzer in der Nähe duldet das Treiben nicht nur, er lebt wohl auch davon. Manchmal trinkt auch einer einen Kaffee.
Kinder laufen hier entlang und sehen das Treiben. Leute aus dem Hochhaus nebenan können zuschauen, wenn sie wollen. Und dazwischen eilen Leute zum nächsten Rendezvous oder einfach nur zum Einkaufen.
Heute schiebt eine alte Frau ihren Rollator den Weg entlang. „So, wie ihr da sitzt, is’ das nicht gut“, ruft sie im Vorbeigehen, „da kriegt man doch Hämorriden!“ Auf der Treppe am Wegesrand haben sich auch heute die üblichen Frauen und Männer versammelt, eine Frau, sichtbar vom Leben gezeichnet, antwortet: „Da gibt’s doch Salbe dagegen, und dann macht das gar nichts!“ Irgendwie beruhigend, dass man nicht ständig die Welt retten muss: Salbe hilft auch.
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