Heidnische Zone

Diverse Kirchenkritiker organisieren alternatives Programm zum katholischen Weltjugendtag in Köln

KÖLN taz ■ Wenn ab Montag eine halbe Million Glückseliger aus aller Welt in Köln einfällt, um sich und ihren Oberhirten zu feiern, sollen auch Agnostiker auf ihre Kosten kommen. Es gibt in der Domstadt in dieser Heiligen Woche eine Reihe Veranstaltungen der ganz anderen Art. „Heidenspaß statt Höllenqual“ heißt das Motto einer Truppe, die sich „religionsfreie zone“ nennt und für weltliche Vergnügungen aller Art zuständig ist. Parallel zum Weltjugendtag bieten die Religionskritiker Vorträge und Diskussionsveranstaltungen an, aber auch Geselliges wie den „Freigeistigen Frühschoppen“ oder die „Kirchenaustrittsparty“ am Amtsgericht Köln. Am 18. August etwa trägt Autor Christoph Heitmann die „unglaublichsten Stellen der angeblichen Heiligen Schrift“ vor (20 Uhr, Sonic Ballroom, Oskar-Jäger-Straße 190; www.religionsfreiezone.de).

Auch kirchenintern gibt es Kritiker des Weltjugendtages. Als Gegenveranstaltung zu dem auf Papst und Bischöfe fixierten Katholenspektakel findet als offenes Dialogforum der „Weltjugendtag für alle“ statt. Kirchenkritisch zur Sprache kommen sollen alle für junge Menschen relevanten Themen. Dabei geht es um Schwangerschaftskonfliktberatung, Verhütung, Aids, aber auch um die Rolle der Frau in der katholischen Kirche sowie Eine-Welt-Themen. Treffpunkt sämtlicher Veranstaltungen ist die Gemeinde „Christi Auferstehung“ in der Kölner City, Jülicher Str. 28 (www.wyd4all.org)

Eine Prozession der besonderen Art zieht am Ende der kölschen „Semana Santa“ durch die Straßen der Katholenhochburg – zu Ehren des Heiligen Prekarius, Schutzheiliger der Prekarisierten und Entrechteten. Ziel ist es, Kölner und Besucher auf die prekäre Lage vieler Menschen in diesem Land aufmerksam zu machen und sie für die soziale Ungleichheit in der Welt zu sensibilisieren (19.8., 18 Uhr, Rudolfplatz). HENK RAIJER