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wortwechselLove, Peace and Understanding

„Nachwuchs des weißen Mainstreammittelschichtsamerikas“ nannte taz-Autor Jan Feddersen die Woodstock-Jugend. Dagegen gibt es Protest. Auch gegen Kritik am Nabu

Nachdenklichkeit, Langeweile, Müdigkeit? August 1969 Foto: Museum at Bethel Woods

Drogistisches Magical

„Woodstock zu feiern ist sentimental – nicht politisch“, taz vom 10./11. 8. 19

Woodstock war das größte und schönste Erlebnis, das ich nicht gehabt habe. Und das lasse ich mir auch vom werten Jan Feddersen nicht nehmen, der, anstatt easy mitzuschwelgen, 50 Jahre danach einen auf postpolitische Korrektheit macht.

Es gab also nicht nur Liebe, Frieden und Verständnis zwischen denen, die damals dabei waren; und bei denen ohnehin viele gefehlt haben, und zwar jene, die nicht so privilegiert waren. Mag ja sein, dass Woodstock nicht der Himmel auf Erden, sondern doch nur ein drogistisch und medial aufbereitetes Magical war. Aber was zählt und erzählt das heute, insbesondere für die amerikanische Kultur und Politik? Das Narrativ Woodstock steht antipodisch zur derzeitigen gesellschaftlichen Situation in Amerika, aber auch darüber hinaus. Es steht dafür, dass eine bessere, menschlichere Gesellschaft mit mehr Love, Peace and Understanding möglich sein sollte und sein kann. Matthias Bartsch, Lichtenau

Musik und Gefühl

„Woodstock zu feiern ist sentimental“

Man kann natürlich gegen alles anschreiben. Nur leider gerät man dabei leicht auf den Pfad, nur um der Kritik willen zu argumentieren oder mal eine spektakulär andere Meinung kundzutun. Hierbei läuft man Gefahr, eine Sache zu verraten. Auf jeden Fall ist Woodstock zu feiern sentimental, denn das Festival hatte mit Musik zu tun, und zwar mit progressiver Musik, die nicht nur Gefühle auslöst, wie das bei Musik öfter mal vorzukommen pflegt, sondern Ausdruck der Stimmung einer Jugendgeneration war, die gegen die gesellschaftlichen Normen aufbegehrte.

Nein, das Musikevent war abgesehen von politischen Inhalten auch als Provokation gegen die damaligen herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse eine Großveranstaltung, die beinahe vom amerikanischen Katastrophenschutz verhindert oder abgebrochen werden sollte. Das alles müsste auch der Verfasser wissen, und doch schreibt er, dass in „Woodstock auch eine Kulturelite zur Welt gekommen sei, die eben kaum sehen wollte, dass ihre politischen Kämpfe vor allem solche der liberalen linken Weißen waren“. Das ist allerdings ein Gedanke, mit dem der Autor sich selbst diskreditiert. Selbst eine Elite, wie immer auch geartet, kann beim besten Willen nicht sehen, dass sie in der Zukunft, genauer: exakt 50 Jahre später, „nur“ die Interessen einer liberal-linken Klasse vertreten hat. Abgesehen davon ist diese Bewertung nicht richtig, vielmehr eine umgekehrte Art von Rassismus, indem der viel beschworene „alte weiße Mann“ dafür verantwortlich gemacht werden soll, sich nicht genug um die Interessen von Minderheiten bemüht zu haben. Bernd Kreuzberg, Bad Münstereifel

Akkumulation hautnah

„,Kapital‘ gescheitert“, taz vom 14. 8. 19

Der Empfehlung von Ulrike Herrmann, „Das Kapital“ zu lesen, kann eine-r nur beipflichten. Kein Ökonom hat, wie Marx, den Kapitalismus und dessen Entwicklung so tiefgreifend analysiert und beschrieben. Leider gehören seine Theorien nicht zur Standardlektüre zum Beispiel in der Betriebs- oder Volkswirtschaft. Wir erleben jetzt hautnah, wohin die ständige Akkumulation des Kapitals und der Wachstumszwang hinführt. Besonders problematisch und widersprüchlich ist diese Art des Wirtschaftens im Bereich der Ökologie und Nachhaltigkeit.

Mit Unbehagen verfolge auch ich die Entwicklung bei den Biomärkten, die inzwischen sich selbst und gegenseitig kannibalisieren und bestehende Kleinstunternehmen ruinieren. Zu wenig wird über Alternativmodelle nachgedacht und diskutiert.

Im letzten Jahrhundert hatte sich schon John Meynard Keynes Gedanken gemacht, wie mit der Handelswährung Bancor und der International Clearing Union beim Welthandel Regulierung und Ausgleich erreicht werden könnten. Leider ist er mit seinen Ideen in Bretton Woods nicht durchgekommen. Neue Ideen für eine Systemwende müssen aber her, vor allem, wenn jetzt Facebook mit der Idee einer – wie es scheint privat kontrollierten – Weltwährung droht. Ulla Putze-Breidenstein, Berlin

Windräder killen Vögel

„Ökobremser gegen Ökostrom“, taz vom 5 8. 19

Die Naturschutzorganisation Nabu wird also als böser „Bremser“ der Energiewende entlarvt. Sie beharrt doch tatsächlich in Zeiten des massiven Artensterbens darauf, für den Artenschutz einzutreten! Ein Geschäftsführer der Windenergie­branche behauptet, der Artenschutz werde „instrumentalisiert“. Der muss es ja wissen. Auf die Schlagopfer angesprochen, erklärte mir ein Mitarbeiter einer Betreiberfirma einmal pikiert, das könne gar nicht sein, denn: „Wir sind doch die Guten.“(!)

Schuld an den Klagen sind de facto nicht die Umweltschützer, sondern es ist die Windindustrie, die fachlich mangelhafte (Gefälligkeits-)Gutachten vorlegt. Bei einer Untersuchung der Gutachten durch LNV, Nabu und BUND in Baden-Württemberg wurden eklatante Mängel festgestellt, die Gutachten entsprechen oft nicht den behördlichen Vorgaben.

Es geht auch nicht um einzelne Schlag­opfer, wie es der Artikel suggeriert, sondern um die Vernichtung ganzer Populationen: In Brandenburg sind die Verluste durch Windräder beim Rotmilan an die erste Stelle gerückt, hinzu kommen die Folgeschäden durch Verlust der Brut. Nach konservativen Schätzungen entspricht das 3,1 Prozent der nachbrutzeitlichen Population und liegt damit an der Grenze zu einer Gefährdung der landesweiten Population. Auch bei den Fledermäusen sind die Verluste bedrohlich hoch. 250.000 pro Jahr kommen nach Schätzungen an den ohne Abschaltung betriebenen Windenergieanlagen zu Tode, dazu kommt die niedrige Vermehrungsrate, sodass Verluste nur schwer oder gar nicht ausgeglichen werden können.

Windräder sind außerdem Insektenkiller in bedenklichem Ausmaß: auf 1.200 Tonnen/Jahr werden die Verluste geschätzt, was die Stabilität der gesamten Fluginsektenpopulation gefährden könnte.

Ob man hier tatsächlich noch von ÖKOstrom reden kann, sei dahingestellt …Eine Großindustrie kann eben niemals „die Guten“ sein, sie ist rein gewinnorientiert. Deshalb muss auch der Windkraftbrache auf die Finger gesehen werden, wenn sie nicht mehr Schaden als Nutzen bringen soll. Annette Schwarz von Specht, Widdern

Devotionalienhandel

„Wer will diese Flasche“, taz vom 15. 8. 19

Hallo, seid ihr jetzt in den Devotionalien-Handel eingestiegen?

Die Reaktion des Hamburgers Meyer, die Flasche von Höcke einzukassieren, ist noch sehr gut nachvollziehbar. Aber dann hätte diese sofort in den Abfalleimer der Geschichte gehört. So viel Aufmerksamkeit in Verbindung mit einer Spendenaktion, die ihr auch ohne dieses Artefakt hättet starten können, hat die AfD nicht verdient. Elke Rohlfing, Heinsberg

Das Bild von Herrn H.

„Wer will diese Flasche“, taz vom 15. 8. 19

Liebe taz-Redaktion, mein Kopfschütteln wird langsam immer heftiger. Schon wieder begrüßte mich meine immer freudig erwartete Morgenlektüre mit einem gewaltigen Tiefschlag. Warum zum Teufel stellt Ihr in letzter Zeit gehäuft solche negativen Leitfiguren wie den sächsischen Alternativen und seine gleichgesinnten Kumpane in das Titelblatt der taz? Auch ein gutes Frühstück konnte meine vermieste Laune nicht verbessern – trotz des Blicks auf die beigefügte Flasche edlen Sektes.

Es genügt doch wohl, wenn Mitteilungen dieser Art nicht gleich in das Rampenlicht einer seriösen Tageszeitung gestellt werden – vielleicht wäre ja auch noch ein Plätzchen auf der „Wahrheit“ zu finden gewesen. Aber: Herr H. hat sich sicher über seine Image-Aufwertung gefreut. Ich wünsche Euch von Herzen eine „gute Besserung“. Helmut Küster, Niederkrüchten

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