Nonnenmachers Peanuts

Eigentlich sollte er gut rechnen können. Immerhin ist Dirk Jens Nonnenmacher Mathematikprofessor. Seinen Job als Leiter der Abteilung Risikogeschäfte bei der HSH Nordbank scheint Nonnenmacher allerdings vor zwei Jahren missverstanden zu haben. Der 46-Jährige soll, so legen es Recherchen des Norddeutschen Rundfunks nahe, direkt verantwortlich sein für ein Minus von etwa 500 Millionen Euro, das der Nordbank seit 2007 durch ein hochriskantes Investment mit dem Namen „Omega“ entstanden ist.

Verantwortung für Kredite habe der inzwischen zum Vorstandschef der Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein aufgerückte Nonnenmacher damals nicht getragen, erklärt nun Aufsichtsratschef Hilmar Kopper. Zwar habe Nonnenmacher das Geschäft „gegengezeichnet“, dennoch habe er weiter „uneingeschränktes Vertrauen“ zu ihm, teilte am Mittwoch der Exchef der Deutschen Bank mit, der 1994 das „Unwort des Jahres“ kreierte. Kopper hatte unbezahlte Rechnungen von etwa 50 Millionen Mark als „Peanuts“ bezeichnet.

Anfang Oktober 2007 kam Nonnenmacher als Finanzvorstand zur HSH Nordbank – und wurde nur gut ein Jahr später Nachfolger von Vorstandschef Hans Berger. Der musste wegen der Finanzkrise seinen Hut nehmen. Die Nordbank machte 2,9 Milliarden Euro Verlust, die beiden Länder schossen 3 Milliarden Euro nach und garantierten für weitere 10 Milliarden.

Bei seiner Berufung hatte der Aufsichtsrat versichert, das sei „keine endgültige Benennung“. Nonnenmacher sei erst relativ kurz in der Bank und damit „sicher nicht für die Altlasten verantwortlich“. Wie man sich doch täuschen kann. Denn die Abzeichnung des Omega-Deals war eine der ersten Amtshandlungen Nonnenmachers gewesen. Ende Oktober soll eine Wirtschaftskanzlei ihren Prüfbericht vorlegen. Dann werde alles „umfassend bewertet“, sagt Kopper.

Vielleicht zahlt sich dann für den Zwei-Meter-Mann Nonnenmacher mit den stets gegelten Haaren aus, dass er doch ganz gut rechnen kann. Einen Sonderbonus über 2,9 Millionen Euro ließ er sich in seinen Chefvertrag schreiben. Wenn er gehen muss, dann mit goldenem Handschlag. SVEN-MICHAEL VEIT