Hajo Schiff Hamburger Kunsträume: Am schönsten: Eröffnungen
Es geht wieder los. Von einer Sommerpause ist kaum etwas zu merken: Auf Kampnagel lotet seit Mittwoch das Sommerfestival mit allen Kunstsparten die „Temperatur der Gegenwart“ aus. Ein damit zum wiederholten Mal in Zusammenhang stehender vorgezogener Saisonstart im Kunstverein richtet der queerfeministischen Pop-Musikerin und Künstlerin Peaches zum 20-jährigen Bühnenjubiläum eine erste institutionelle Einzelausstellung aus; mehr zu dem „dekunstruierten Musical“ um Sexspielzeuge und Silikonkörper dann in der kommenden Woche.
Auch im „Off“-Bereich tut sich schon wieder manches. Und weil die Eröffnungen sowieso meist das Schönste am Kunstleben sind, besteht die aktuelle Ausstellung in der Galerie Bridget Stern im Künstlerhaus Faktor (Max-Brauer-Allee 229) nur aus solchen. Oder eben den anregenden Aktivitäten, die sich meist noch kurz davor im nervös aufgeladenen Ausstellungsraum entfalten. „Niemand hat die Absicht, Bilder an die Wand zu hängen“: So nennen Annika Unterburg, Stefan Lang und Rolf Bergmeier ihr dreitägiges Work-in-Progress-Projekt (mit Musik). Noch bis Sonntag kann es dabei bunt werden – im übertragenen Sinne, aber auch im ganz realen.
Unermüdlich und seit inzwischen 22 Jahren organisieren Oliver Tan und Christopher Geiger jeweils im August in der Marktstraße 6 eine Veranstaltungsreihe mit dem Namen „puzzelink-evidenz“: In Form von 18 Tagesausstellungen, Performances und Vorträgen wird ein intensives Programm präsentiert, das diesmal unter dem Oberthema „Schattenlichter“ die mondige Seite der Welt fokussiert. So beispielsweise an diesem Sonntag die Lesung mit Musik und Bildern „La Cumpaneia – Schwarzlicht, Mondfinsternis, Urlicht“ mit Wiebke Johannsen, Birgit Kiupel und Melanie Mehring (Das ganze Programm: https://puzzelink-evidenz.de/programm/2019).
Die Schattenseiten der überbordenden Informationsfülle sind immer wieder auch Thema der Kunst. So befassen sich fünfzehn Künstler*innen in den historischen Räumen der Xpon-Art Gallery in der Münzburg (Repsoldstraße) mit inhaltlichen und formalen Fälschungen – aber auch fälschlich für falsch deklarierten Originalen. Und wenn die Ausstellung „f**ake“ die Einreichung einer liegenden Mauer beim internationalen Wettbewerb zum Bau der Grenzbefestigung zwischen den USA und Mexiko dokumentiert, ist ein irritierter Twitter-Kommentar aus dem Oval Office wohl nicht weit.
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