Der Kick in der Konfliktzone

Lage bei Tennis Borussia weiter umstritten – der neue Vorstand sieht keine finanziellen Probleme

Trotz der anhaltenden Konflikte und einiger entdeckter Unregelmäßigkeiten sieht der neue Vorstand von Tennis Borussia für den Berliner Verein eine gute finanzielle Basis. Verträge mit bisherigen Sponsoren würden ihre Gültigkeit behalten und Gespräche mit neuen Geldgebern laufen, heißt es in einer Erklärung des Fußball-Oberligisten vom Donnerstag: „Zumindest auf dem Hauptgeschäftskonto sind zudem Einnahmen des laufenden Geschäftsjahres auch über den Vorstandswechsel hinaus verblieben. Die Liquidität des Vereins ist somit gesichert.“

Die Aufsichtsratsvorsitzende Franziska Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende Günter Brombosch und Vorstandsmitglied Steffen Friede hatten sich am Mittwochabend den Fragen von rund 80 Mitgliedern, darunter auch Spieler der Oberliga-Mannschaft, gestellt. Der abgesetzte Vorstandsvorsitzende Jens Redlich, mit seiner Firma zugleich Hauptgeldgeber, geht derzeit davon aus, offiziell noch im Amt zu sein. Die Unterlagen, die der Aufsichtsrat beim Amtsgericht eingereicht hatte, um Redlich aus dem Vereinsregister zu entfernen, seien unvollständig gewesen, hatte der Investor erklärt.

Brombosch und Friede informierten nun über Schwierigkeiten bei der Amtsübernahme: Wichtige Unterlagen würden fehlen, Finanzflüsse seien zum Teil noch nicht nachvollziehbar und ein Übergabegespräch habe es bisher nicht gegeben. „Wir haben heute noch einmal ein Gesprächsangebot unterbreitet und wären auch bereit, einen Mediator hinzuzuziehen“, wird Friede in der TeBe-Mitteilung zitiert. Auf der Versammlung informierte die neue Vereinsführung darüber, wegen „einer größeren Zahlung“ die Ermittlungsbehörden eingeschaltet zu haben. Auch bei Mitgliedsbeiträgen gebe es ungeklärte Finanzbewegungen.

TeBe-Vorstand und -Aufsichtsrat kündigten eine offizielle Mitgliederversammlung noch für dieses Jahr an. Dabei muss der komplette Aufsichtsrat neu gewählt werden. In dem Westberliner Verein mit eher linker Anhängerschaft gibt es seit einiger Zeit Clinch mit dem seit 2017 und bis vor Kurzem als Vorstandvorsitzender fungierenden Investor Redlich. Der hat laut eigenen Angaben über 2 Millionen Euro in den Klub gepumpt und im Zuge seines Engagements die Fans mit autoritären Maßnahmen und gutsherrenartigem Regiment vergrault: Die Anhängerschaft sei zu links, unliebsame Personen im Aufsichtsrat mussten gehen und die Frauensparte wurde dichtgemacht – alles sollte sich um den Erfolg der 1. Herren drehen.

Aktive Fans hatten sich zu Beginn des Jahres ins politische Exil begeben, TeBe-Spiele boykottiert und ihren Support anderen Vereinen zur Verfügung gestellt. Diese Caravan of Love getaufte Aktion fand bundesweit Beachtung – das Fußballkulturmagazin 11Freunde kürte sie zur „Fan-Aktion des Jahres“. Vor rund einer Woche hatten dann aktive Fans zusammen mit dem neuen Vorstand den unbeliebten Investor aus dem Vereinsregister löschen lassen. Nun droht eine rechtliche Auseinandersetzung.

Vergangenes Wochenende war erstmals wieder eine große Anhängerschaft zum Auswärtsspiel gegen Tasmania Berlin gereist. TeBe gewann mit 4:2. (dpa, taz)