berliner szenen An stillen Tagen

Offene Hoteltüren

„Wir haben eine Auslastungsquote von 80 bis 90 Prozent“, behauptet die Buchungsmanagerin der Accor-Hotelgruppe, die gerade das Musterzimmer des Resorts in der Anhalter Straße vorführt. Auf einem Tischchen hat sie liebevoll alles drapiert, was der Gast zum Frühstück bekommt. Die Croissants sehen jetzt, nach sechs Stunden Begutachtung durch potenzielle Mieter, immer noch stabil aus. Man würde gern mit dem Finger in sie reinpieksen, um zu testen, ob sie vielleicht doch Mustercroissants für die Hotelfachfrauausbildung sind. Man drückt dann doch lieber die klitzekleine Leberwurst, 25 Gramm.

Es ist „Tag der offenen Hoteltüren“ bei allen in den letzten Monaten neu eröffneten Herbergen rund um die Ruine des Anhalter Bahnhofs. In der Gegend ist in der letzten Zeit einiges nicht so gut gelaufen: Getränke Hoffmann wurde durch die Tierfutterkette Fressnapf ersetzt, eine S-Bahn ist ausgebrannt. Das Tempodrom. Neben dem Express-Holiday-Inn: Brache. Und leere Läden, wo früher „alles frischobello“ war.

Die Nähe zum Potsdamer Platz hat in der Ödnis irrerweise sechs Hotels entstehen lassen, es laufen jetzt tatsächlich Touris die Stresemann entlang. Allein das architektonisch ambitionierte Mövenpick in einem alten Siemens-Gebäude hat mehr als 240 Zimmer. Designerzimmer. Der nette Koch hat uns beim Blick auf seinen kleinen Wandwasserfall ein Original Schweizer Rösti angeboten. Kostet dreifuffzich, ist aber auch nur die „Probiergröße“. Lecker, vor allem schön mit Silberbesteck von einem Plastiktellerchen zu essen. Zeit, den Gewinnspielbogen auszufüllen und die Frage „Wie öffnet man die Zimmertüren im Etap Hotel“? zu lösen. ANDREAS BECKER