Engagiertes Erinnern

DENKMÄLER Der Tag des offenen Denkmals stellt unter dem Motto „Stiftungen und Bürgerwille“ bürgerliches Engagement in den Mittelpunkt. Von Freitag bis Sonntag stehen dieses Jahr 110 Denkmäler offen

Das Gängeviertel präsentiert sich als „Denkmalrettung durch Kultur“

VON ROBERT MATTHIES

Das Dorf ringsum ist längst verschwunden, verschluckt vom Containerterminal und dem angrenzenden Gewerbegebiet. Einzig die Anfang des 19. Jahrhunderts neu errichtete und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute Backsteinkirche, der Friedhof und ein paar alte Obstgärten sind vom ehemaligen Fischerdorf Altenwerder heute noch erhalten. Bis ins Jahr 2025 hat St. Gertrud noch Bestandsschutz. Und erfreut sich inmitten von riesigen Kränen und Windrädern eines regen Lebens. Zweimal im Monat finden hier noch immer Gottesdienste statt, die vor allem von ehemaligen Altenwerder_innen besucht werden. Und bei Brautpaaren, die auf einer Wiese neben der Kirche „Bäume der Hoffnung“ pflanzen, ist sie nicht zuletzt wegen der unwirklichen Umgebung äußerst beliebt.

Aber nicht nur an das verschwundene Dorf und seine rund 2.000 in den 1970ern umgesiedelten Bewohner_innen erinnern das neoklassizistische Kirchenschiff und der rund sechzig Jahre später angebaute Kirchturm heute als Denkmal die vorbeirasenden Autofahrer_innen auf der nahe gelegenen A 7. Sondern erzählen auch vom anhaltenden Engagement alter Altenwerder_innen, ohne das auch die Kirche heute nicht mehr stehen würde.

Mehr über die letzte Zeugin Altenwerders kann man am Samstag und Sonntag im Rahmen des Tages des offenen Denkmals erfahren. Geöffnet ist die Kirche jeweils von 12 bis 17 Uhr, eine Fotodokumentation erzählt vom bewegten Leben St. Gertruds und ihres Dorfes.

„Stiftungen und Bürgerwille“ ist denn auch dieses Jahr das Motto des Denkmals-Wochenendes, in dessen Rahmen rund 110 nicht selten sonst gar nicht zugängliche Denkmäler ihre Türen öffnen. Sehen kann man dabei nicht nur etliche Bau gewordenene historische Beispiele für Bürgerengagement wie die Gebäude der zahllosen Hamburger Stiftungen, die dieses Jahr erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Sondern auch viele Beispiele für gegenwärtiges Engagement in Sachen Denkmalschutz. Das von der Initiative „Komm in die Gänge“ vorm Abriss bewahrte Gängeviertel etwa präsentiert sich als „Denkmalrettung durch Kultur“ ebenso wie die ehemalige Viktoria-Kaserne, in der die Künstler_innen des ehemaligen Frappant in Altona Unterschlupf gefunden haben.

Eröffnet wird der Tag des offenen Denkmals morgen mit einer Auftaktveranstaltung im Haus der Patriotischen Gesellschaft. Ab 14 Uhr berichten unter anderem das Denkmalschutzamt, der Verein Freunde der Denkmalpflege, die Vaterstädtische Stiftung und das Speicherstadtmuseum von ihrer Arbeit.

■ Fr, 7. 9. bis So, 9. 9., www. denkmalschutz.hamburg.de