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SOUNDTRACK

Stadionrock an Power-Poppunk? Oder doch: die Neuerfindung von Grunge, wie die Band meint? Die Wahrheit liegt wohl eher im ersten als im zweiten Bereich. Das u. a. aus den beiden Schwestern O’Neill bestehende Trio Bleech stammt aus London und gilt seit seinem im Juni veröffentlichten Debüt „Nude“ als kleiner neuer Stern am kleinen Pop-Himmel. Wo allerdings bei Grunge aus jeder Pore Ungeschliffenheit und irgendwie fleckige Unzufriedenheit herausquoll, handelt es sich bei dieser Angelegenheit doch mehr um eine kluge Kreuzung von sägender Gitarrenkraft, fettem Schlagzeug und Pop-Appeal – nicht zuletzt unterstrichen von dem stets zwischen Fröhlichkeit und leicht naiver Rotzigkeit pendelnden Gesang Jennifer O’Neills, der nun wirklich keiner catchy Melodie aus dem Weg geht. Das hätte sich Grunge nicht „getraut“. Do, 6. 9., 21 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Soll man jetzt eigentlich sagen: Schade, dass Masha Qrella immer noch durch kleine Läden tourt und eine eher feine, als große Fanbasis hat? Oder soll man sagen: Toll? So richtig nachvollziehbar ist das alles jedenfalls nicht, denn wer Pop mag, der freundlich und warm ist, ohne zu kleben und der beiläufig klingt, ohne dabei belanglos zu werden, der müsste doch – früher oder später – aber so einfach ist es eben nicht. Um so deutlicher muss man mal sagen: das diesjährig erschiene „Analogies“, Qrellas 4. Album, ist wahlweise ein wunderbarer Eklektizismus oder eine umfassende Auslotung musikalischer Möglichkeitsbereiche. Auf der einen Seite schrammt es (allerdings nur noch ein wenig) an leicht elektronischem Postrock vorbei. Auf der anderen Seite grüßen (vermehrt) Größen des Indierocks aus der Gewichtsklasse von Yo La Tengo etwa. Auf der dritten Seite, die es auch noch gibt, möchte man an ein Zusammentreffen von Neil Youngs Gitarre und Mary Lou Lords Entspanntheit denken. Ein denkbar gutes Zusammentreffen, (nicht zu vielen) weitersagen. Sa, 8. 9., 21 Uhr, Astra Stube, Max-Brauer-Allee 200

Wer den christlichen Unterton von 16 Horsepower auszublenden in der Lage war, konnte sich ganz auf die gebrochene Stimmung konzentrieren, den diese Alternativrock und Bluegrass kombinierende Band vor einem auftürmte. Sänger David Edwards hatte dabei auch noch genügend Energie, Nebenprojekte zu gründen, die musikalisch nicht ganz unähnlich ausfielen. Mit dem Ende der Hauptband haben Wovenhand nun in gewisser Weise das Erbe des dunkel schimmernden Giganten angetreten. Aus dem einstigen Soloprojekt ist selbst eine Band geworden. Neben die weiterhin doch klare Americana-Orientierung sind weitere Stilelemente popkultureller Düsternis (von Wave bis Industrial) getreten. Und damit ist es wohl, was es sein soll: eine so stimmungsvolle wie apokalyptische Predigt. Den christlichen Unterton muss man sich ggf. wegdenken Di, 11. 9., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

Susie Asado ist mit Sicherheit aus einem Musical gefallen – und zwar aus einem der besseren. Oder von einer Kabarett-Bühne. Und ganz nebenbei gesagt: gäbe es einen Wettbewerb für Musikvideos, in dem die Niedlichkeit animierter Figuren und seltsame Verkleidungen zur Abstimmung stünden, sie wäre wohl auf den vorderen Plätzen dabei. Die in Berlin ansässige Singer-Songwriterin hat mittlerweile zwei Solo-Alben veröffentlicht. Aber was heißt hier überhaupt Singer-Songwriterin? Die Kunstfigur Asado ist eher im Referenzraum von Anti-Folk heimisch, stellt in den Mittelpunkt eine Ukulele und sucht sich als Nebendarsteller ihrer karg instrumentierten Stücke mal eine E-Gitarre, mal eine Violine, mal etwas Percussion, während über all dem ein sprechend-deklamierender Gesang liegt, der zuweilen an Künstlerinnen wie Ada Milea erinnert, die auch sonst kein ganz schlechter Vergleich ist. Mi, 12. 9., 20 Uhr, Deichdiele, Veringstr. 156NILS SCHUHMACHER

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