Keine „Offene-Kanal-Nomaden“

BÜRGERRUNDFUNK Medienpolitiker aller Fraktionen wollen den ehemals Offenen Kanal erhalten. Über das Wie gibt es allerdings unterschiedliche Vorstellungen

Die CDU warnt: Ohne Verschlankung drohe dem gesamten Bürgerrundfunk das absehbare Aus

„Ich kann die Frustration absolut nachvollziehen“: Bernd Richter, medienpolitischer Sprecher der FDP, hält die zurückhaltende Informationspolitik der Landesmedienanstalt gegenüber den NutzerInnen des Bürgerrundfunks („Radio Weser TV“) für „nicht gerade glücklich“. Deren Studio in Findorff wird Ende des Jahres geschlossen.

Die Maßnahme selbst kann Richter, im Hauptberuf Geschäftsführer bei „Haus und Grund“, allerdings sehr wohl nachvollziehen: Die Immobilie sei marode und durch deutlich zu hohe Betriebskosten belastet. Allerdings hätte es eine rechtzeitige Information der Bürgerfunker geben müssen – und alternative Angebote.

Für die Linkspartei ist der gesetzliche Auftrag klar: „Es muss weiterhin zwei Standorte geben, die qualitativ und quantitativ ausreichend ausgestattet sind“, sagt deren medienpolitische Sprecherin Monique Troedel in Bezug auf die derzeit noch vorhandenen Studios in Bremen und Bremerhaven. Die Bremer dürften keinesfalls „Offene-Kanal-Nomaden“ werden – ein fehlender Standort gefährde die Eigenständigkeit des hiesigen Bürgerrundfunks. Auch ihr SPD-Kollege Frank Schildt spricht sich für die Aufrechterhaltung einer entsprechenden Infrastruktur in Bremen aus, die beispielsweise die Produktionen des „Ereignis-Fernsehens“ weiter ermögliche.

Heiko Strohmann hingegen, medienpolitischer Sprecher der CDU, sieht den Bürgerrundfunk „keineswegs bedroht“ – sondern mit der Chance zu „fruchtbaren Kooperationen“ ausgestattet.

In der Tat gibt es interne Planungen, künftig Kapazitäten in der Kulturwerkstatt Westend, der Schwankhalle oder auch in der Hochschule für Künste im Speicher XI zu nutzen. Strohmann: „Die Gruppen, die engagiert sind und sich entsprechend bemühen, kommen auch unter.“

Ohne Verschlankung drohe dem gesamten Bürgerrundfunk das absehbare Aus: Angesichts eines jährlichen Defizits von 200.000 Euro bei der Landesmedienanstalt würden sich deren Rücklagen ohne energisches Sparen bald aufbrauchen, warnt Strohmann. Allerdings gehe er davon aus, dass in Bremen nach wie vor eine Materialausgabe sowie ein gewisses Maß an Betreuung vorgehalten werde. Andererseits könne es nicht sein, dass die Landesmedienanstalt 60 Prozent ihres Etats für den Bürgerrundfunk aufwende – 2008 waren das knapp 1,2 Millionen Euro.

Grünen-Fraktionschef Matthias Güldner ruft dazu auf, nun „nicht neidisch nach Bremerhaven zu gucken“ – dort bleibt das Studio von Radio Weser TV vollumfänglich erhalten. Stattdessen solle man in Bremen nach geeigneten Ersatzstrukturen suchen. Güldner: „Man darf die Leute natürlich nicht hängen lassen.“ Henning Bleyl