JUGEND & VATIKAN: SO SIEHT DAS VERHÄLTNIS IN ZAHLEN AUS

Alle Zahlen über und zur katholischen Kirche in Deutschland belegen nur dies: eine Glaubensgemeinschaft mit stetig sinkenden Mitgliedszahlen und geringer werdender Relevanz. In der Perspektive des Vatikans ist Deutschland (wie überhaupt Europa) ein Feld der seit den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts steten Reheidnisierung. Ein herber Befund für eine Kirche, deren religiöse Grundlage („Mission“) von ihrer Überlegenheit – der Welt, anderen Glaubensformen gegenüber – lebt.

Gut 26 Millionen Katholiken leben in Deutschland; aber nur eine Minderheit von ihnen geht auch regelmäßig in die Kirche, beispielsweise zum Gottesdienst. Tendenz: fallend. Der Verlust an Mitgliedern – weniger Taufen als Bestattungen – mag auch mit der demografischen Entwicklung zu tun haben, aber aus dem deutschen Klerus heraus wird eingeräumt, dass der Trend auch mit stetig wachsenden Austrittszahlen zu tun hat. 2002 und 2003 traten insgesamt knapp 250.000 Männer und Frauen aus der katholischen Kirche aus. Trend: gleich bleibend.

Nur die Hälfte der Kinder, die getauft wurden, geht auch zur Kommunion oder lässt sich firmen. Kirchliche Trauungen – ein sicheres Indiz für die Stabilität der Zuwendung zur Glaubensgemeinschaft – gibt es immer weniger: Im Jahr 2003 lag die Anzahl der Paare, die sich vor dem Altar das Jawort gaben, um 5,6 Prozent niedriger als 2002.

Die Prognosen verheißen für die (Erz-)Bistümer nichts Gutes: An Personal wie an Service muss weiter gespart werden. Waren noch in den frühen Siebzigerjahren 25.000 Priester in Deutschland tätig, so sind es heute nur noch gut 15.000 Männer, die in den deutschen Dependancen des Vatikans Dienst tun. Priesterseminare mussten geschlossen werden – mangels Interesse an einer Ausbildung zum Geistlichen.

Hoffnung mag der Klerus aus dem Umstand schöpfen, dass die Zahl der MessdienerInnen in den vergangenen zehn Jahren exorbitant gestiegen ist, und das in Zeiten, da niemand mehr aus Gründen sozialer Anpassung dazu gezwungen werden kann. An jugendlichen Hilfsangeboten beim Gottesdienst und in der Gemeinde mangelt es nicht. Und: Der Anteil der Mädchen ist etwas mehr als die Hälfte.

Zuversicht mag dem Klerus die Tatsache geben, dass alle Parameter des Niedergangs in der Provinz geringer sind als in den Metropolen mit mindestens 100.000 Einwohnern. JAF