Windenergie auf See am Limit

Der Zuwachs bei der Offshore-Windkraft hat sein Planziel für 2020 fast erreicht. Verbände fordern weiteren Spielraum

Der Ausbau der Windenergie auf Nord- und Ostsee läuft schneller als geplant. Zum Ende des ersten Halbjahres 2019 drehen sich auf beiden Meeren 1.351 Windräder mit einer Leistung von 6,7 Gigawatt, teilten die Deutschen Windenergie-Verbände am Mittwoch in Berlin mit. Diese Größenordnung sollte eigentlich erst 2020 erreicht werden. Allein im ersten Halbjahr gingen im Windpark Merkur vor Borkum 42 Windkraftwerke mit einer Leistung von 252 Megawatt in der Nordsee neu ans Netz. Weitere 56 Windräder auf See mit einer Leistung von 410 Megawatt sind bereits fertig, speisen aber noch keinen Strom ins Netz.

Somit ist aber auch die Obergrenze von 7,7 Gigawatt bereits in Sichtweite. Der Ausbaudeckel werde durch die Windkraft-Projekte in Bau voraussichtlich zum Jahresende 2020 ausgeschöpft sein. Für die Jahre 2021 bis 2025 hat das Windenergie-auf-See-Gesetz ein Übergangssystem festgelegt, in dem Windkraftwerke mit einer Leistung von 3,1 Gigawatt gebaut werden können und die Zuschläge bereits vergeben sind. Nach 2025 fehlen dann noch 4,1 Gigawatt, um das bislang geltende Ziel von 15 Gigawatt bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

Für die Windkraft-Verbände ist diese Situation alarmierend. „Die positive Entwicklung der vergangenen Jahre wird nun erheblich gestört“, teilten sie in Berlin mit. Notwendig seien ein verlässlicher Rahmen und ambitionierte Ausbauziele, um die Wertschöpfung der Branche nicht weiter zu gefährden. „Wir machen weniger als wir könnten und weniger als wir brauchen, um die Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Windenergie, Wolfram Axthelm.

Die Windenergie-Branche fordert noch in diesem Jahr eine Sonderausschreibung von zwei Gigawatt sowie die Anhebung des Ausbauziels 2030 von 15 auf 20 Gigawatt sowie auf mindestens 30 Gigawatt bis 2035. Die Bundesregierung will bis 2030 einen Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung erreichen; zur Zeit sind es 47,6 Prozent. (dpa)