WOLFGANG GIER, FREEFIGHT-TRAINER
: Happy, wenn’s vorbei ist

■ Kampfsport-Pionier, Freefight-Trainer und Repräsentant des World Kickboxing Network in Deutschland. Foto: privat

Die Härtesten der Harten hat Wolfgang Gier schon ganz anders erlebt. „Im Freefight gibt es die größten Mimosen“, sagt er. „Wenn sie hören, dass ihr Gegner erfahrener ist, dann kriegen sie Haarspliss. Ich hatte schon Leute, die einen Kampf wegen Hühneraugen abgesagt haben.“

Freefight: die brutalste aller Kampfsportarten und deswegen wohl auch die umstrittenste. Die Regeln seien einfach, so heißt es oft: Es gibt keine. „Ganz so ist es nicht“, sagt Gier, der seit 40 Jahren Kampfsport betreibt. Er trainiert am Hamburger Kwan Gym Thai- und Kickboxen – und, weil es gefragt ist, immer mehr Freefight.

Auf viele übt der Sport, auch Mixed Martial Arts genannt, eine ganz besondere Faszination aus: Die Kontrahenten stehen sich in einem Käfig gegenüber, aus dem es kein Entkommen gibt. Das Regelwerk ist aufs Mindeste beschränkt: „Keine Finger in Körperöffnungen, keine Tritte gegen den Kopf, wenn jemand am Boden liegt“, erklärt Gier. Manche Veranstalter hielten sich nicht daran, dann gebe es Augenstechen, ausgekugelte Gelenke, Stampftritte. „Das geht uns viel zu weit“, sagt er.

Gier selbst betreibt Freefight aus sportlichem Ehrgeiz: Für ihn ist es die vielseitigste aller Kampfsportarten, gerade weil sie so wenige Regeln hat und Boden- mit Stehkampf vereint. Aber er weiß, wie es für viele aussieht: „Beim Boxen sind die Schläge genauso hart. Aber es wirkt natürlich brutaler, wenn einer dabei am Boden liegt.“ Der Kampf ist vorbei, sobald ein Kämpfer abklopft – oder bewusstlos zu werden droht.

Einer von Giers Schülern wird an diesem Wochenende beim Freefight-Turnier in Kiel antreten. Viele, die mit dem Sport anfingen, wollten aber gar nicht wirklich kämpfen, sagt er. „Die wollen nur angeben: Freefight, das hört sich gefährlich an. Aber wenn es zum Kampf kommt, sind plötzlich alle krank.“

Letztlich, sagt er, sei die Anspannung im Freefight zwar besonders groß. „Dafür freuen sich aber auch alle, wenn einer abklopft. Es gibt keinen anderen Sport, wo die Leute so happy sind, wenn es vorbei ist.“ (car)

„Käfig Kiel“: Sonntag, 18 Uhr, Halle 400, Karten ab 35 Euro