LESERINNENBRIEFE
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Kurzsichtiges Bio-Bashing

■ betr.: „Es ist was faul im BIO Land“, taz vom 5. 9. 12

Beim Blick auf Eure Titelzeile heute Morgen war ich ziemlich verärgert über Euer kurzsichtiges Bio-Bashing. Warum klärt Ihr nicht mehr auf, statt bloß einen Marketing-Hype zu kritisieren?

Dass Bio nicht in dem Sinne gesünder für ein einzelnes Individuum ist, indem dieses ein paar Vitamine oder ein Spurenelement mehr abbekommt, müsste doch ökologisch denkenden taz-Lesern klar sein. Dass in der Werbung vorrangig solche individualistischen vermeintlichen Qualitäten gepriesen werden, liegt auch nahe. Es enttäuscht mich, dass Ihr in der taz nicht deutlich macht, dass gesunde Nahrung mehr heißt: nämlich gesunde Ökonomie, weniger belasteter Boden, funktionierender regionaler Handel und vor allem eine Haltung (!), die wegwill von konventioneller, einzig auf Massenproduktion ausgerichteter Landwirtschaft. Ein bisschen Bio im Supermarkt ist zwar noch lange nicht die Lösung, aber ein Schrittchen in eine bessere Richtung. PETRA SCHWAB, Hamburg

Bedenklicher Aufmacher

■ betr.: „Es ist was faul im BIO Land“, taz vom 5. 9. 12

Zum Titelaufmacher kann ich nur sagen: Thema verfehlt, sechs, setzen. Immerhin wird im Schwerpunkt der viel wichtigere Aspekt von Bio-Lebensmitteln angesprochen, nämlich die damit verbundene Abkehr von industrieller Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Es überrascht mich auch nicht, dass die Akteure des Bio-Landbaus bei den hohen Forderungen von Gesetz und Verbrauchern noch viel vor sich haben. Dass die Studie von einer amerikanischen Uni stammt, sehe ich jetzt nicht zwingend als Qualitätsnachweis. Und dass meine Lokalzeitung denselben Aufmacher hat, stimmt mich bedenklich. MARTIN BROLL, Wuppertal

Warum diese Titelseite?

■ betr.: „Es ist was faul im BIO Land“ u.a., taz vom 5. 9. 12

Bio-Bashing auf Seite 1. Erleichtert stelle ich fest, dass es die taz auch noch anders kann: Auf Seite 4 werden die verschiedenen Facetten von „Bio“ differenziert erörtert und die Ergebnisse der Stanford-Studie als „wenig überraschend und fast banal“ zusammengefasst. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Alter Hut, meint man, insbesondere für eine ökologisch orientierte Zeitung wie die taz. Warum dann aber diese Titelseite?

Natürlich ist es ein Kommunikationsdilemma, dass für Konsumenten die persönliche Gesundheit ein zentrales Kaufmotiv ist, der zentrale Mehrwert von Bio-Produkten hingegen die Förderung der ökologischen Landwirtschaft darstellt. Das kann man diskutieren. Kein Grund aber, den mit Mehrausgaben verbundenen Bio-Konsum, der den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten überhaupt erst möglich gemacht hat, gleich in die Nähe des Ablasshandels zu bringen. MICHAEL BILHARZ, Dessau

Ein Hoch auf die Achtsamkeit

■ betr.: „Moderner Ablasshandel“, taz vom 5. 9. 12

„Was an einem Bio-Apfel aus Neuseeland ökologisch sein soll, das weiß der Herrgott allein“, schreibt Ingo Arzt in seinem Kommentar zu Bio-Lebensmitteln. Ich frage: Was ist an einem Apfel aus der Region noch „öko“, wenn dieser sechs Monate lang im Kühlhaus lag? Nichts! Im Gegenteil, bei solchen (nicht ungewöhnlichen) Lagerzeiten gewinnt der Neuseelandapfel noch Vorteile. Ein Bonner Forscher hat dies sogar wissenschaftlich untermauert.

Die ganze BIO-Debatte hat aber einen Vorteil: Sie sensibilisiert den Umgang mit Lebensmitteln und der Schöpfung (Sie hatten ja schon mit dem Herrgott argumentiert). Deshalb: Ein Hoch auf die Achtsamkeit! TOM KAMP, Euskirchen

Bio und Öko

■ betr.: „Moderner Ablasshandel“, taz vom 5. 9. 12

ingo arzt wirft in seinem kommentar zwei unterschiedliche sachen zusammen. bio und öko. bio und öko sind aber zwei grundsätzlich andere begriffe und (lebens-/konsum-)einstellungen. bio = biologischer anbau, egal wo angebaut und woher hierher gekarrt. und wenn es vom mars kommt. öko = der „konventionelle“ „müsliesser“, so wie man(n) ihn aus den 80ern kennt. alles schööön regional angebaut etc. d. h. er dürfte auch keine bananen essen, da diese ja keine regionale herkunft haben. MARTIN HERTZKY, Köln