brief des tages
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Junge Leute auf dem Land

„Träumen ist Arbeit“, taz vom 17. 7. 19

Lieber Herr Diez, ich vermute, dass Sie nicht auf dem Land aufgewachsen sind. In einer solchen Umgebung ist man 24/7 von engstirnigen Menschen umgeben, die auf gar keinen Fall irgendetwas in ihrer Umgebung haben wollen, was nicht ihrer Vorstellung von Normalität entspricht.

Und es hilft alle Infrastruktur nichts, wenn man sich in seinem Lebensumfeld fremd und unverstanden vorkommt. Das ist das Gegenteil von einem Traum, es ist ein Albtraum, und nur wer ein sehr starkes, widerständiges Netzwerk vor Ort hat, kann sich den psychologischen Luxus leisten, in der alten Heimat zu bleiben. Natürlich wäre es schön, wenn junge Menschen auf dem Land blieben – aber dafür müsste sich das Umfeld ziemlich ändern. Meine Frage wäre, welche konkreten Vorschläge Sie haben, um ein Provinzleben des 21. Jahrhunderts für junge Menschen erstrebenswert scheinen zu lassen und vielleicht sogar den Stadt-Land-Gegensatz hinter sich zu lassen.

Nach meiner Ansicht sollte ein Medium wie die taz allerdings den Romantizismus scheuen wie der Teufel das Weihwasser, denn es liegt keine neue (!) Zukunft darin.

Florian Suittenpointner, Köln