gottschalk sagt
: Die Hölle wartet

Christian Gottschalk lebt in Köln und sagt die Wahrheit – auch zum Weltjugendtag

Man wird ja den Eindruck nicht los, dass Petrus Protestant ist, jedenfalls legt der Wettergott einen 1a-Grauschleier über die Stadt und macht die Katholiken nass. Vielleicht ist er auch einfach nur neidisch, denn sie sind gekommen, IHN anzubeten, und der Kollege Pförtner kann wieder sehen wo er bleibt. Aber da Glauben in ist: Ich glaube, es ist ein Islandtief, das Island öde fand und mal was anderes sehen wollte.

Währenddessen füllt sich die Stadt mit blauen Rucksäcken, wo vorne meistens junge Menschen dranhängen. Die männlichen Jugendlichen sehen aus, als ob sie gerne Tischtennis spielen – die Mädchen auch. Sind die Rucksackträger älter als 35, sind ihnen die Strapazen jahrelanger Jugendarbeit („Wer war dieser Jesus?“ „Melanie und Alex sind mit abwaschen dran!“) deutlich anzusehen, und man hofft, dass sie nicht in einer Turnhalle schlafen müssen. In unserem Alter sollte man nur noch in Turnhallen schlafen, wenn man evakuiert wird. Die original Pilgerrucksäcke lagen Sonntag bei Ebay bei knapp 40 Euro, mit allem drin: Dem Merian-Heft über Bonn (Bonn!), der Sinalco-Wasserflasche und dem originalverpackten Jugend-Rosenkranz samt Gebrauchsanleitung. Ich warte mal die Marktentwicklung ab, habe ich doch die Ausgabe für Journalisten. Mit Medienhandbuch („Wir bitten, während der Gottesdienste keine Interviews mit Teilnehmern durchzuführen“), einem super Kugelschreiber und einem kleinen Shoppingführer, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er sich auch an den Durchschnittspilger wendet oder nur an uns Multiplikatoren. Drin stehen schlimme Sachen: „Shopping ist Kommunikation“, „Ein wirkliches Paradies für Einkaufsbegeisterte und die, die es werden wollen“. Einkaufsbegeisterte. Wer sowas schreibt, soll in der Hölle schmoren. Wo wir uns nach Ansicht der Ska-Band „Jesus Skins“ (Aktuelle CD: „Unser Kreuz braucht keine Haken“), die Sonntag im Kölner „Tsunami-Club“ spielte, dann treffen: „Täglich lauf ich durch die Stadt und seh fast überall nur Heiden / Wenn ich richtig ehrlich bin, ich kann das Pack nicht leiden / Sie lügen und betrügen, doch sie werden dafür zahlen / Denn die Hölle wartet schon mit endlosen Qualen“. Welch‘ frohe Botschaft.