Run auf Proberäume

Von Dana Horáková geschröpftes Frauenmusikzentrum fm:z lebt weiter und verzeichnet steigende Nachfrage. Umbau im September schafft Platz

„Die Nachfrage ist so groß, dass wir die Übezeit auf drei Stunden täglich begrenzen müssen“

von Petra Schellen

„Wir wollen nicht nur im Jammertal herumstapfen“, sagt Steph Klinkenborg. „Aber dass unser Angebot nicht mehr nachgefragt wird, stimmt definitiv nicht“, betont die Geschäftsführerin des Frauenmusikzentrums fm:z, das keine institutionelle Förderung mehr erhält, seit Kultursenatorin Dana Horáková die Gelder 2002 strich – mit dem Hinweis, Frauenförderung sei nicht mehr zeitgemäß.

Doch wie man „zeitgemäß“ definiert, ist den Organisatorinnen des 1987 gegründeten, 240 Quadratmeter großen Musikzentrums in Ottensen letztlich egal. „Tatsache ist, dass wir eine steigende Nachfrage verzeichnen und froh sind, nach den für September geplanten Umbauten des Vermieters zwei Räume mehr zur Verfügung zu haben.“ Deren Schallisolierung allerdings wird 24.000 Euro kosten – eine Summe, an der sich die Kulturbehörde beteiligen will. Ob es sich um investive Gelder oder Projektmittel handeln wird, wusste Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) bei ihrem gestrigen Besuch im fm:z noch nicht zu sagen.

Von einem ausgewogenen Verhältnis männlicher und weiblicher Popmusiker kann in Hamburg – dies erweist die 2002 vom fm:z erstellte Studie – keine Rede sein: Rund fünf Prozent der Popmusizierenden sind Frauen, die zu 80 Prozent als Sängerinnen fungieren. Klischees, denen das fm:z entgegenwirken will: Das Projekt „Sistars“ wurde deshalb vor zwei Jahren gegründet – eine Initiative, die junge Frauen fördert, die eine professionelle popmusikalische Karriere anstreben. „Außerdem möchten wir dafür werben, dass mehr Mädchenbands gegründet werden. Dies ist das Potenzial der Zukunft“, sagt Klinkenborg.

Eine Idee, die bereits erste Erfolge zeitigt, proben doch immer mehr Mädchen – unter anderem als AGs des Gymnasiums Altona – in den Räumen des fm:z, das für solchen Idealismus abermals bezahlt: 20 statt 40 Euro kostet es die Mädchen pro Monat, im fm:z proben zu können. Ein Angebot, das für 2005 zu einer Deckungslücke von 6.000 Euro führen wird; 2004 waren es 3.000 Euro. Schulden hat der Verein, der das fm:z unterhält, gleichwohl nicht; stets griffen bisher hilfreiche Spender ein.

Aber über Geld will Steph Klinkenborg gar nicht so viel reden, ist sie doch ganz konkret überzeugt von dem, was sie tut: „Wir haben derzeit 227 Nutzerinnen, und die Nachfrage ist so groß, dass wir die Übezeit auf drei Stunden täglich begrenzen mussten. Das ist – vor allem in puncto Professionalisierung – natürlich kontraproduktiv, weswegen bereits 2002, im Jahr besagter Streichungen, die Anmietung zusätzlicher Räume geplant war.“

Doch aufgeben will trotz aller Mühen niemand. „Unser eigentliches Kapital ist das Netzwerk, das wir durch Workshops, Symposien und die Vermittlung von Bands und Konzerten pflegen.“ Ob die Kulturbehörde dies mit einer Wiederaufnahme der institutionellen Förderung zu belohnen gedenkt? „Das kann ich nicht zusagen. Aber Projektmittel werden wir punktuell immer mal wieder zur Verfügung stellen können“, sagte von Welck. Ob sie Frauenförderung für veraltet hält? „So pauschal möchte ich das nicht beantworten. Denn gerade im pädagogischen Bereich laufen derzeit Diskussionen, die darauf hindeuten, dass nach Geschlechtern getrennter Unterricht in einigen Fächern allen Beteiligten gut tut.“