Familienpower aus Berlin

Familienministerin Renate Schmidt weihte in Billstedt lokales „Bündnis für Familie im Hamburger Osten“ ein. Es ist das 189. bundesweit, selbst die Handelskammer lobt die Initiative. Welcome-Projekt für Babies braucht dringend mehr Helfer

von Kaija Kutter

Sollte Familienministerin Renate Schmidt (SPD) wahlbedingt ihr Amt verlieren, wird sie zumindest an 189 Orten des Landes Spuren hinterlassen haben. Ihre Idee, „lokale Bündnisse für Familien“ zu bilden, habe wohl „einen Nerv getroffen“, erklärte die Ministerin gestern Mittag im Kulturpalast Billstedt. Renate Schmidt war angereist, um mit dem „Bündnis für Familie im Hamburger Osten“ das erste von noch 200 geplanten einzuweihen. Schmidt: „Die Familien müssen merken, dass sich etwas tut.“ Wir bräuchten „moderne Dörfer“, die es erleichtern, Kinder großzuziehen. Beispielsweise dadurch, dass Senioren als Babysitter einspringen.

In ihrer Rede benutzte die Bundesministerin warme Worte. Beispielsweise, dass 86 Prozent der Eltern angeben, dass Familie glücklich mache. Schmidt: „Sie bringt Freude, Erfolg und Lebensglück und eine gemeinsame Zukunft.“ Doch etwa 30 Prozent der nach 1965 Geborenen und 40 Prozent der Akademikerinnen seien kinderlos. „Und die Männer haben auch nicht mehr Kinder als die Frauen. Wie das zusammenhängt, erkläre ich gern im Zweiergespräch.“

Gelächter unter den Anwesenden im Saal des Kulturpalast Billstedt. Dieser Stadtteil, so hatte Bezirksamtsleiter Markus Schreiber zuvor erklärt, stehe mit 1.000 Geburten im Jahr auf Platz zwei in Hamburg. Mit mehr Reihenhäusern, schönen Spielplätzen und neuen Projekten des Jugendamtes versuche man Billstedt zu einem Stadtteil zu machen, in dem „Familien gerne leben“, so Schreiber.

Zu den Projekten, die in dem Bündnis vernetzt sind und dem hohen Besuch vorgestellt wurden, zählt neben einem Elterncafé oder einem Internet-Terminkalender für Kinder auch das „Wellcome“-Projekt, das praktische Hilfe nach der Geburt anbietet. Allerdings sucht dieses dringend Helfer. „Es gibt nicht so viele, die es sich im Osten leisten können, ehrenamtlich zu arbeiten“, berichtet „Welcome“-Organisatorin Angelika Klug.

Corinna Nienstedt von der Handelskammer erinnerte daran, dass es in Hamburg auf Landesebene bereits eine „Allianz für Familien“ gibt, die an diesem Sonnabend zum Familientag ins Rathaus einlädt. Denn ein Vortrag von Renate Schmidt vor zweieinhalb Jahren sei im Hause auf „große Begeisterung“ gestoßen. Nienstedt: „Wir sind dann auf den Senat zugegangen und haben gesagt, dass die Wirtschaft das will.“

Nicht gesagt wurde in Billstedt, dass in Hamburg die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit dem Rechtsanspruch auf einen Kita-Gutschein sehr viel leichter ist als andernorts. Was auch so sein muss. Denn die Frauen, so grollte die grauhaarige Frau, hätten das Lebensmodell „satt“, wonach sie für die Kinderphase „aus-“ und anschließend „wiedereingegliedert“ würden, als wären sie zwischendurch auf einem „fremdem Planeten“.