Vertriebene abgeblitzt

Das Erzbistum lehnt die Einrichtung des „Zentrums gegen Vertreibungen“ in der Sankt-Michael-Kirche in Mitte ab

Bei der katholischen Kirche beißt Erika Steinbach, die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV), mit ihren Plänen für das umstrittene „Zentrum gegen Vertreibungen“ auf Granit. Gestern distanzierte sich das Erzbistum Berlin von dem Vorschlag des Verbandes, das Zentrum in der Sankt-Michael-Kirche in Mitte unterzubringen. „Solange nicht hinreichend klar ist, was mit dem ‚Zentrum gegen Vertreibungen‘ gemeint ist, und solange über ein solches Zentrum kein gesellschaftlicher Konsens besteht, können wir den Plänen des Bundes der Vertriebenen (BdV), das Zentrum in einer Kirche anzusiedeln, nicht zustimmen“, sagte Erzbischof Kardinal Georg Sterzinsky. Steinbach hält trotz des Einspruchs an ihrem Vorhaben fest. Sie hofft jetzt auf ein Einlenken des Kardinals.

„Der Gemeindevorstand hat schon zweimal den Beschluss gefasst, dass er den Vertrag mit uns abschließen will“, sagte Steinbach. Die Gedenkstätte soll in der sanierungsbedürftigen Sankt-Michael-Kirche, der zweitältesten katholischen Kirche Berlins, untergebracht werden. Laut Steinbach sind die Pläne weitgehend ausgearbeitet. Allerdings müsse die Diözese dies noch absegnen, räumte die CDU-Bundestagsabgeordnete ein. Die katholische Kirche Berlins muss sich wegen ihrer Finanzprobleme von Immobilien trennen.

Bistumssprecher Stefan Förner sagte, das Erzbistum hoffe, dass es bei dem Zentrum einen Konsensprozess ähnlich dem beim Holocaust-Mahnmal gebe. Erst dann könne entschieden werden, ob das Zentrum in einer Kirche untergebracht werde. „Vertreibung ist eine historische Tatsache, an die erinnert werden muss, aber man darf das nicht konfrontativ tun.“

Gegen das geplante Vertriebenenzentrum gibt es vor allem in Osteuropa Widerstand. Auch die Bundesregierung ist dagegen, während die Union ihre Unterstützung zugesagt hat. DPA