Nachfolge für Theresa May: Hunt wird Johnsons Gegner
Die konservativen Tory-Abgeordneten stellen sich hinter den Brexit-Hardliner Boris Johnson. Auch Außenminister Jeremy Hunt wird ins Rennen geschickt.
Johnson und Hunt müssen sich nun dem Votum der 160.000 Parteimitglieder stellen. Der Gewinner wird Ende Juli Vorsitzender der Tories und Premierminister. Als Favorit geht Johnson in das Rennen, er war aus allen fünf Abstimmungsrunden – zu Beginn noch mit zehn Kandidaten – jeweils als Erster hervorgegangen.
Er sei geehrt, mehr als die Hälfte aller Stimmen der konservativen Abgeordneten bekommen zu haben, twitterte Johnson. Er freue sich darauf, im Buhlen um die Stimmen der Parteimitglieder durch das Königreich zu reisen „und meinen Plan vorzustellen, den Brexit zu liefern, das Land zu einen, und eine hellere Zukunft für uns alle zu gestalten“. Hunt erklärte via Twitter, im Rennen gegen Johnson der „Underdog“ (Außenseiter) zu sein, „aber in der Politik geschehen Überraschungen“.
May hatte ihren Rücktritt angekündigt, weil es ihr nicht gelungen war, die Parlamentarier von ihrem mit der Europäischen Union ausgehandelten Brexit-Abkommen zu überzeugen. Sie lehnten es dreimal ab.
Weiterer Brexit-Aufschub in der EU unbeliebt
Die EU-Kommission betonte mehrfach, dass sie die Vereinbarung auch mit einem neuen Regierungschef nicht abermals aufschnüren wolle. Diese Haltung betonte am Donnerstag noch einmal Irlands Ministerpräsident Leo Varadkar. Unter den verbleibenden EU-Mitgliedsstaaten gebe es „einen enormen Widerstand gegen einen weiteren Aufschub“ der Brexit-Frist vom 31. Oktober, sagte er.
Als Brexit-Hardliner hat Johnson nicht ausgeschlossen, notfalls auch ohne Abkommen mit der EU im Herbst auszutreten. Hunt gilt als moderater. Er selbst hat sich klar gegen Johnson positioniert und als „ernsthaften“ Kandidaten beschrieben. Mit Blick auf den anstehenden Brexit hat er gesagt, für das Erreichen eines Abkommens mit der EU nochmals einen Aufschub des Austrittsdatums zu beantragen – allerdings solle der nur für kurze Zeit sein.
Kritiker werfen beiden Kandidaten vor, keinen realistischen Plan zu haben. Der britische Finanzminister Philip Hammond warnte in einer Rede am Donnerstagabend laut Auszügen aus dem Manuskript, die entscheidende Frage an die Kandidaten sei nicht, was ihr Plan, sondern was ihr Plan B sei. Ein ungeordneter Brexit setze Großbritanniens Wohlstand aufs Spiel und werde der Wirtschaft des Landes dauerhaft schaden, warnte er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!