Kein „Kirchenasyl“ für Vertriebene

Berlins Kardinal rückt keine Kirche für Zentrum raus, solange dessen Ziel unklar ist

BERLIN dpa ■ Das Erzbistum Berlin hat sich von Plänen distanziert, das „Zentrum gegen Vertreibungen“ in einer katholischen Kirche der Hauptstadt unterzubringen. Erzbischof Kardinal Georg Sterzinsky erklärte gestern: „Solange nicht hinreichend klar ist, was mit dem „Zentrum gegen Vertreibungen“ gemeint ist und solange über ein solches Zentrum kein gesellschaftlicher Konsens besteht, können wir den Plänen des Bundes der Vertriebenen, das Zentrum in einer Kirche anzusiedeln, nicht zustimmen.“

Vermutlich auch, weil sich das Erzbistum aufgrund von Finanzproblemen von Immobilien trennen muss, hatte die BdV-Chefin Erika Steinbach vorgeschlagen, die Dokumentationsstelle in der St.-Michael-Kirche, der zweitältesten katholischen Kirche Berlins in Mitte, unterzubringen. Gegen die Zentrumspläne gibt es vor allem in Osteuropa Widerstand. Auch die Bundesregierung ist dagegen, während die Union ihre Unterstützung zugesagt hat. In Polen und Tschechien weckt das Vorhaben den Verdacht, die Vertriebenen wollten die Geschichte umschreiben und Ursache (Krieg) und Wirkung (Vertreibung) vertauschen.

Der SPD-Außenpolitiker Markus Meckel forderte Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel auf, sich bei ihrem Warschau-Besuch von den Aktivitäten der „Vertriebenenlobby“ in der Union zu distanzieren. Das von Merkel unterstützte Zentrum belaste das deutsch-polnische Verhältnis. Merkel trifft heute in Warschau Polens Staatspräsidenten Aleksander Kwaśniewski und Regierungschef Marek Belka.