Kommentar: Christian Jakob über künstliche DNA
: Ein Fass ohne Boden

Bremen ist nicht Johannesburg oder Mexico City. Es ist keine Stadt, in der eine Mittelschicht allerorten von Kriminellen bedroht wird – auch wenn sie an der Spitze der Statistik für Eigentumsdelikte stehen mag.

Mit Verweis auf eine im Bundesvergleich hohe Zahl von Diebstählen und Einbrüchen soll jetzt kostenlos unsichtbare, so genannte künstliche DNA zur Markierung von Gegenständen verteilt werden. Solche Vorstöße schüren das Bedrohungsgefühl der Bevölkerung und sie schüren das Verlangen nach einem immer stärkeren Staat, der mit immer perfekterer Kontrolle immer mehr Sicherheit bieten soll.

Man muss gar nicht danach fragen, was der massenhafte Einsatz der „DNA“ für die Überwachung von Personen heißen könnte. Man muss auch nicht danach fragen, was die Herstellerfirma mit ihrer rasant anwachsenden Sammlung privater Daten anstellen kann. Skepsis ist aus grundsätzlichen Gründen geboten.

Warum muss sich eine Gesellschaft, in der die meisten Menschen relativ sicher leben können, von einem nie endenden Verlangen nach noch mehr Sicherheit treiben lassen? Die technische Entwicklung wird nicht bei „künstlicher DNA“ für den Diebstahlschutz von Handys von Drittklässlern stehen bleiben. Es ist auch müßig zu spekulieren, welche Innovationen die Ingenieure privater Sicherheitsfirmen als nächstes ersinnen werden und welche als übernächstes. Will man allen Ernstes jedesmal mitgehen, um abweichendes Verhalten mit immer perfekterer Technologie zu verfolgen? Ein solcher Machbarkeitswahn ist ein Fass ohne Boden. Man gibt viel für ihn auf.

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