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berliner szenenBlutdruck im ungesunden Bereich

Normalerweise fahre ich da nie auf dem Bürgersteig, aber heute habe ich mir in den Kopf gesetzt, noch zum Fleischer zu gehen und zum Spargelverkäufer davor. Also kurve ich aufs Trottoir und schlängele mich zwischen den Passanten durch. Die zwei Kontrollettis vom Ordnungsamt sehe ich leider zu spät, weil ich gedanklich schon beim Abendessen und dem Rezept für eine Sauce béarnaise bin.

Die beiden stellen sich mir entgegen. Ich versuche noch wagemutig auszuweichen, um am Ordnungsmann rechts vorbeizukommen. Aber der macht den Fluchtweg zu. Ich fahre gegen seinen Oberschenkel und falle nach der Kollision halb vom Rad. Ich denke mir: O Gott, was habe ich getan, den Staatsapparat angefahren, genötigt, gar verletzt? Mein Blutdruck befindet sich im ungesunden Bereich, aber der Ordnungsmann reagiert bemerkenswert besonnen und weist in ruhigem Tonfall darauf hin, dass ich Fußgänger gefährdet habe und gerade Schwerpunktkontrollen durchgeführt würden. „Wissen Sie das denn nicht?“ Ich sage, ich würde niemals jemanden gefährden, und wenn überhaupt, dann gehe nur von Autos oder Lastern Gefahr aus. Er solle sich lieber um unachtsame Rechtsabbieger kümmern. Elf Radler seien im Vorjahr totgefahren worden, und sie stürzten sich hier auf die Unschuldigsten.

Der Ordnungsmann bleibt ruhig, er ist so unbeirrbar cool, dass auch ich nach zwei Minuten runterkühle und mich bei ihm per Handschlag für meine Radattacke entschuldige. Er ergreift meine Hand mit leichtem Zögern. Es ist unverkennbar, dass er sein Deeskalationstraining mit summa cum laude abgeschlossen hat. Mister ­Cool-J knöpft mir zehn Euro ab, nicht ohne mich darauf hinzuweisen, dass ich auch Widerspruch einlegen könne. Warum, sage ich, war ja mein Fehler. Markus Völker

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