LESERINNENBRIEFE
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Keine „Judenrettungssaga“

■ betr.: „Abgesichert, abgesegnet“ von Dietrich Kuhlbrodt, taz vom 8. 10. 09

Ich kann den Text von Dietrich Kuhlbrodt nicht nachvollziehen. An keiner Stelle suggeriert der Film „Unter Bauern – Retter in der Nacht“, die Bauern im Münsterland seien „ein einig Volk von Judenrettern“ gewesen. Es wird ausdrücklich ein Einzelfall beschrieben und keine „Judenrettungssaga“ aufgepustet. Im Gegenteil: Die persönlichen und familiären Zerrissenheiten kommen doch allzu deutlich zum Ausdruck.

Dass die Rettung der Familie Spiegel ein singuläres Ereignis ist, erzählt der Film und beziffert auch der Nachspann. Dass die Jüdin Marga Spiegel nicht von der „Reichskristallnacht“, sondern von der „Nacht des Grauens“ spricht, ist allzu gut zu verstehen und hat sicher nichts, aber auch gar nichts mit „im Dunkeln lassen“ zu tun.

Was ist anstößig daran, dass der beschnittene Penis den US-amerikanischen GI davon überzeugt, in Menne Spiegel einen Juden vor sich zu haben und keinen SS-Mann, denn dessen wurde Spiegel verdächtigt?

Es bleibt ein Rätsel, worüber Herr Kuhlbrodt schreibt, jedenfalls nicht über den genannten Film. Und es bleibt ebenso rätselhaft, was ihn zu seinem ganz und gar unsachlichen, vielfach überheblichen und hämisch-entwertenden Tonfall bewegt. Woher diese Verachtung, Herr Kuhlbrodt?

ANDREAS STRATKÖTTER, Düsseldorf

Mutige westfälische Bauern

■ betr.: „Abgesichert, abgesegnet“

Zwanzig Jahre lang hatte sich der WDR geweigert, das auf Tatsachen beruhende Buch der Jüdin Marga Spiegel, die von mutigen westfälischen Bauern während der Nazizeit auf ihren Höfen versteckt worden ist, zu verfilmen – dokumentiert in dem Buch „Schlussklappe“ des Drehbuchautors und Regisseurs Imo Moszkowicz. Der holländische Regisseur Ludi Boeken, dessen Familie in Holland ebenfalls auf Bauernhöfen versteckt worden war, hat nun die Geschichte endlich ins Kino gebracht – nur um von Dietrich Kuhlbrodt in der taz der Aneinanderreihung von Klischees bezichtigt zu werden. Kuhlbrodt wittert eine „Revision der deutschen Geschichte“ und meint „Bauern – Judenjäger Tag und Nacht“. Klar, da hat natürlich einer der tatsächlich seltenen Fälle bäuerlicher Zivilcourage gegen den Naziterror keinen Platz. Das unsägliche Fazit, wonach hier ein jüdischer Drehbuchautor und ein jüdischer Regisseur eine 97-jährige jüdische Zeitzeugin instrumentalisiert haben sollen, sollte niemanden davon abhalten, sich den beeindruckenden Film selbst anzuschauen. RUDOLF BLAUTH, Beckum

Gegen das Votum der Wähler

■ betr.: „Cohn-Bendit nennt Ulrich „Mafioso“, taz vom 13. 10. 09

Ich stimme Daniel Cohn-Bendit zu, der den saarländischen Grünen-Vorsitzenden Hubert Ulrich als Mafioso bezeichnet. Was sich dieser mit seinen 5,9 Prozent erlaubt, ist schon ein Stück aus dem Tollhaus. Er geht sogar so weit, die Schuld am Zustandekommen von „Jamaika“ nun Oskar Lafontaine in die Schuhe zu schieben. Dabei hat Ulrich schon lange vor Lafontaines Entscheidung, den Fraktionsvorsitz in Berlin niederzulegen, mit der jetzigen Koalition geliebäugelt, er ist nur zu feige, das zuzugeben. Die Art und Weise, wie er diesbezüglich mit Heiko Maas von der SPD umgegangen ist, entlarvt ebenfalls seinen Charakter. Obwohl Ulrich auch ihm die Möglichkeit einer Zusammenarbeit signalisiert hatte, hat er es noch nicht mal für nötig befunden, ihn wenigstens anzurufen und ihm seine schon lange gehegte Absicht mitzuteilen. Wer ein solch vertrauenschädigendes Experiment eingeht und dem Votum der Wählerinnen zuwider handelt, wird früher oder später die Quittung dafür erhalten. MARLIES KRÄMER, Sulzbach/Saar

Frauenausbeutung mit Fair-Trade-Etikett

■ betr.: „Rüde Pionierarbeit“, taz vom 14. 10. 09

Ich bin ernsthaft erschreckt über diese Eröffnungen zu dem Fair-Trade-Unternehmen Contigo. Gerne habe ich dort in den letzten Jahren den wirklich leckeren Kaffee gekauft – das werde ich jetzt erst mal nicht mehr tun!

Es ist absolut nicht akzeptabel, dass ein Unternehmen, das sich des Etiketts des fairen Handels bedient, nicht ebenso fair mit seinen Angestellten umgeht.

Gerade in Bremen mit seiner hohen Arbeitslosigkeit können wir so ein Verhalten überhaupt nicht gebrauchen. Es ist unter anderem auch wieder einmal ein Anteil Frauenverachtung und Frauenausbeutung darin enthalten. Ich möchte den drei Verkäuferinnen, die sich gewehrt haben, sehr für ihren Mut danken und hoffe, dass die taz auch über den Fortgang des Verfahrens berichtet.

Alle VerbraucherInnen fordere ich zur Nachfrage und Unterstützung auf – durch Konsumboykott bezeihungsweise das Nachfragen bei den genannten Zertifizierern, damit diese die Arbeitsverhältnisse hierzulande ebenfalls berücksichtigen.

ANGELIKA SAUPE, Bremen