Fehlalarm im Alten Land

Den Apfelbauern bei Hamburg geht es schlecht, meldete das NDR-Inforadio und warnt vor einem „Höfesterben“

Hört sich nicht gut an: „In der Obstanbauregion ‚Altes Land‘ bei Hamburg droht nach einem Bericht des Radios ‚NDR-Info‘ wegen der schlechten Ertragslage ein Höfesterben bei Apfelbauern“, meldet die Nachrichtenagentur dpa.

Oh Schreck! Das Alte Land ist nicht irgendein, es ist Deutschlands größtes Obstanbaugebiet. Und es ist, mit seinen vielen Kanälen und barocken Gutshöfen, auch eine Kulturlandschaft. Wird das Obst zukünftig auf den Plantagen verrotten? Nach der schlechten Ernte vom Vorjahr, so die Meldung weiter, seien bei vielen Höfen die finanziellen Reserven erschöpft.

So schlecht war die Ernte vom Vorjahr allerdings nicht. „Die deutsche Apfelernte“, informiert das Statistische Bundesamt, sei vor einem Jahr „sehr gut“ ausgefallen. Selbst der zuständige Referent des Deutschen Bauernverbandes, Hans Dieter Stallknecht, schätzt den letzten Jahrgang im Alten Land als „guten Durchschnitt“ ein. Dieses Jahr, meint er, werde wieder eine ähnliche Ernte erwartet.

Was den Obstbauern tatsächlich zu schaffen macht, sind die derzeitigen Apfelpreise. Das habe mit der Macht der Supermarktketten zu tun, aber auch mit ausländischer Konkurrenz aus Chile, Brasilien, Neuseeland, sagt Stallknecht: „Die rechnen auf Dollarbasis ab, und wo steht gerade der Dollar?“

Auf der anderen Seite steigen die Produktionskosten. Vor wenigen Wochen beklagten sich die Obstbauern im Alten Land, dass die polnischen Erntehelfer zu teuer würden – mit dem Eintritt Polens in die Europäische Union sind Sozialabgaben fällig.

Selbst der Referent des Bauernverbandes glaubt aber nicht, dass die Ertragslage alein für die sinkende Zahl der Höfe verantwortlich ist. „Das hat auch mit Generationenwechsel und Altersstruktur zu tun“, sagt Stallknecht. Die alten Bauern gäben ihre Höfe auf, niemand komme nach. Trotzdem sei die Anbaufläche im alten Land ungefähr gleich geblieben. Die Obstplantagen würden nicht aufgegeben, sondern von anderen übernommen.

So schlecht scheint es auch wieder nicht auszusehen im Alten Land. wie