Ein Wachtelbetrieb weniger

Der Betreiber eines in Kritik geratenen Wachtelstalls bei Lübeck schmeißt hin: Er hat keine Kunden mehr

Von Katharina Gebauer

Der Halter eines Wachtelbetriebs in Lübeck will seinen Bestand auflösen. Wegen bekannt gewordener Missstände sprangen ihm die Abnehmer ab. Dem Betreiber wurde vorgeworfen, seinen Tieren zu wenig Platz zu bieten. Ein anhängiges Gerichtverfahren ist vom Verwaltungsgericht Schleswig aufgrund der Beendigung der Haltung eingestellt worden.

In dem Lübecker Betrieb sind 2.000 Tiere untergebracht, jeweils 15 Tiere pro Käfig leben zusammengepfercht in einer 20 Jahre alten Anlage. Auf Aufnahmen des Deutschen Tierschutzbüros sieht man verletzte Tiere, die auffällige Verhaltensstörungen aufzeigen.

Das Problem war laut Jana Ohlhoff, Sprecherin des schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministeriums bereits seit Mitte 2018 bekannt. Eine zuständige Amtstierärztin berichtete, dass bis zu 40 Wachteln auf etwa 0,4 Quadratmetern Drahtgitter leben. Den Auflagen hat der Betreiber versucht, durch Pappunterlagen auf dem Gitterboden nachzukommen, was allerdings nicht ausreichend war.

Das Deutsche Tierschutzbüro stellte damals Strafanzeige wegen möglicher Tierquälerei gegen den Lübecker Betrieb. Die Handelsketten Handelshof und Heidegold, die von diesem Betrieb beliefert wurden, nahmen nach Bekanntgabe der Vorwürfe die Wachteleier aus ihrem Sortiment.

In der ARD-Sendung „Report Mainz“ wurden Anfang April die Aufnahmen des Deutschen Tierschutzbüros gezeigt und die Vorwürfe gegen den Wachtelbetrieb offengelegt. Daraufhin sprangen dem Halter seine Hauptkunden ab. Er sah sich gezwungen, seine Wachtelhaltung einzustellen: „Er ist dabei, den Bestand aufzulösen, dies soll spätestens bis Ende Juni abgeschlossen sein. Davon werden wir uns dann noch mal überzeugen“, sagt Nicole Dorel, Pressesprecherin der Stadt Lübeck.

Für Jan Peifer vom Deutschen Tierschutzbüro ist die Auflösung des Wachtelstalls ein Erfolg: „Wir freuen uns darüber, denn wir waren die Ersten, die über diese Zustände berichteten. Damit und mit dem Einleiten des Strafverfahrens haben wir sicherlich dazu beigetragen, dass der Halter nun aufgibt.“