Kleinbürgertum und Multikulti

Neukölln ist arm. 15,8 Prozent der rund 305.000 EinwohnerInnen leben von Stütze, mehr als in jedem anderen Bezirk. Der Teltowkanal, der sich von Ost nach West mitten durch den Bezirk schlängelt, teilt dabei auch die Milieus. Im Süden liegen Britz, Buckow und Rudow wie Bastionen des Kleinbürgertums. Betuliche Reihenhäuser stehen hier, umgeben von Schrebergärten – zu besichtigen ist dies etwa östlich der U 7.

Im Norden fährt die Polizei beim Ruf „Häusliche Gewalt“ gerne mal in Mannschaftswagenstärke vor. In Altbaukiezen wie denen um Karl-Marx-Straße oder Schillerpromenade haben fast 40 Prozent der Menschen keinen deutschen Pass. Die Karl-Marx-Straße könnte man sich mit ihrem prall-lebendigen Stadtbild auch in Istanbul vorstellen, östlich des Flughafens Tempelhof besiedeln Künstler langsam, aber sicher leer stehende Parterrewohnungen.

Kurz: Im Norden rockt das Leben, im Süden spielen allenfalls die Dire Straits.

Das Wahlverhalten der NeuköllnerInnen orientiert sich im Großen und Ganzen am Bundestrend. So stimmten im Schröder-Jahr 1998 42,1 Prozent für die SPD, die CDU kam auf 28,8 Prozent der Zweitstimmen. 2002 war es schon knapper: 36,3 Prozent für die SPD standen 33,8 Prozent für die CDU gegenüber. Die Grünen holten 1998 nur 11,1 Prozent, 2002 waren es schon 13,6. Die inzwischen zur Linkspartei mutierte PDS pendelte jeweils um 3 Prozent.

Die vergangenen beiden Male schickten die NeuköllnerInnen Ditmar Staffelt (SPD) als Vertreter in den Bundestag. 2002 holte er 41,9 Prozent der Stimmen, 1998 waren es noch 48,5 Prozent. US